Rollenspiel in LastChaos

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    Die Überfahrt...

    Nialya
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    Die Überfahrt... Empty Die Überfahrt...

    Beitrag  Nialya Fr Aug 14, 2009 1:07 am

    Die Kammer war dunkel, es roch muffig. Auf der Pritsche lag eine schlaffe Gestalt, die Augen flimmerten unter den geschlossenen Lidern, ihre schwarzen Haare waren durchwühlt und klebrig. Sie atmete.. doch schien es eher eine Qual als eine lebensnotwendige Sache zu sein.
    Sie wollte nicht mehr leben.

    Hinter dem Dunkel ihrer Lider hörte sie ein männliche Stimme lachen, sie kam von draussen.
    "Na Bursche, die Kleine ist ihr Gold wert, was? Du kannst sie haben, für 10 Rubine! Was Du mit ihr machst, ist mir einerlei, sie kann schleppen, putzen, Drecksarbeit erledigen... " dann raunte er dem Fremden zu: ".... und noch mehr!"

    Nialya's Kopf schmerzte, als sie das anschliessende Wortgefecht mitbekam. Der Fremde war aufgebracht, scheinbar war ihm das Angebot zu teuer, sie hörte eine Tür knallen - dann war Ruhe.
    Sie wollte sich grade unter Schmerzen aufsetzen, als die Tür knarrte. Sie liess sich zurückfallen und tat, als würde sie schlafen. Der große dickbäuchige Mann mit dem ungepflegtem Bart und seinem verdreckten und zerschlissenen, halb offenen Hemd mit Blick auf die behaarte Brust, blickte auf sie hinab, rüttelte unsanft an ihr und liess von ihr ab, nachdem sie sich gar nicht rührte.
    "Mit der ist heut' auch nix mehr los..." raunte er und wandte sich ab. Sie zuckte noch nicht einmal mehr zusammen, als die Tür mit einem lauten Knall ins Schloss fuhr, sie war es längst gewöhnt.
    Ihr Kopf neigte sich zur Seite, dem fahlen Lichtschein entgegen, der durch eine kleine Luke hereinbrach. Langsam öffnete sie ihre mahagonifarbenen Augen, ihr Blick war leer.
    Wie lange sie nun schon hier lag, das wusste sie nicht, nur, dass sie schon viel zu lange für diesen dreckigen Kerl arbeiten musste.
    Sie hatte nichtmal mehr die Kraft, aufzustehen und zur Luke zu gehen, um ein wenig vom Tageslicht abzubekommen. Sie blieb liegen, schloss die Augen wieder und fiel in einen unruhigen Schlaf.

    -----------

    "He Weib, komm, steh auf, genug geschlafen!" Der widerwärtige Kerl stand am frühen Morgen in ihrer Kammer und brüllte in den Raum, es roch widerlich. 'Scheinbar hatte er die Nacht wieder bei irgendwelchen Dirnen verbracht und sich danach ordentlich die Rübe zugekippt' dachte sich Nialya, noch bevor sie die Augen öffnete. 'Wenigstens liess er mich in Ruhe'
    Sie sah den Schatten, der plötzlich bedrohlich auf sie zukam, erschrocken setzte sie sich auf, um nicht schon wieder eine der Ohrfeigen zu bekommen, mit denen er sie sonst immer geweckt hat, wenn sie des Morgens nicht aufstehen wollte.
    "Ja Herr.." entkam es über ihre zusammengekniffenen zarten Lippen, ihr Blick glitt ehrfürchtig zu Boden. Der Kerl wusste schon, was er an Nialya hatte: sie war wirklich ein bildhübsches junges Ding, zarte 19 Jahre alt, ihre langen Haare pechschwarz, ihr Körper einer jungen Frau gleich, wenn da nicht diese elendigen Striemen und Wunden wären, die ihren Körper entstellten. Doch sie war nicht sie selbst.

    Er nahm ihre Haare und zog sie daran hoch, wackelig und ohne Kraft kam sie vor ihm zu stehen, den Blick noch immer zu Boden gerichtet. Sie fühlte keine Schmerzen mehr - Verdrängung. Ihre Seele war längst gebrochen - Vertrauen? Was ist das? Gefühle - kannte sie nicht - Weinen, nein - sie hatte keine Tränen mehr, längst verbraucht. Sie war nur noch eine seelenlose Hülle, die er sich so zurechtbiegen konnte, wie er sie brauchte.

    Mit seinen dreckigen Händen, riesigen Bärentatzen gleich, fuhr er über ihren zierlichen Körper, der mit dreckiger zerschlissener Kleidung bedeckt war, und strich ihre weiblichen Konturen entlang, mit seinem üblen Atem flüsterte er ihr ins Ohr: "Du wirst mich reich machen.", bevor er in ein hämisches Gelächter verfiel.
    Nialya drehte sich der Magen um, sie fuhrt ruckartig herum und musste sich in der Ecke der Kammer erleichtern. Abschätzig schaute der Dickbäuchige zu ihr, ergriff grob ihren Oberarm und riss sie aus der Ecke fort, sie konnte sich noch eben mit ihrer Hand über den Mund wischen.

    "Komm jetzt, wir haben keine Zeit!" Mit diesen Worten verliessen sie die Kammer und schliesslich das Haus. Das Tageslicht brannte in ihren Augen, sie musste sie zusammenkneifen.
    Einige Schritte legte sie barfuss und blind zurück, bis sie langsam anfing, zu blinzeln, bis sich ihre Augen an die Helligkeit gewöhnt hatten. Während er sie noch immer am Oberarm haltend mit sich schliff, drehte sie sich in der Gasse herum und versuchte zu erkennen, wo sie war.

    In der Ferne hörte man schon eine aufgeregte Menschenmenge - ein Hafen vor ihr - ein Schiff.
    Sie sah Menschen die Planken hinaufsteigen, ihre Blicke waren von Hoffnungslosigkeit und Panik begleitet. Mit leeren glasigen Augen blickte Nialya zu ihnen hinauf, doch bevor sie überhaupt denken konnte, schubste der Dickbäuchige sie einem Matrosen entgegen. Dieser empfing sie mit offenen Armen und grinste dreckig, als sie ihm so nah stand, dass er ihr mühelos seine Zunge in den Hals stecken könnte. Er schnalzte und raunte: "Na Püppi, dann wollen wir mal, was?" seine Augen funkelten. Er warf dem Dicken einen Beutel zu, der verdächtig klimperte und rief ihm entgegen: "Den Rest gibts bei der Rückkehr, dann gehen wir einen Kippen, mein Freund!"
    Scheinbar hatte der Dicke doch noch ein Abkommen getroffen, um an seinen Reichtum zu kommen.
    Nialya ahnte bereits, was nun geschieht, doch wider Erwarten brachte er sie auf das Schiff zu den anderen. Er ging nicht so grob mit ihr um wie der Dicke.
    "Es wäre zu schade um Dich, Du sollst uns schliesslich Gold und Rubine bescheren." bemerkte er grinsend an, als er sah, dass sie sichtlich verwirrt schien.

    -----------------

    Die Überfahrt dauerte vier Tage und vier Nächte, zwischenzeitlich steuerten sie die Häfen der anliegenden Ländereien an, und verkauften die Sklaven an die dort ansässigen Herren - und auch Damen-. Nialya hingegen blieb an Bord, als einzige. Die übrigen Matrosen geierten sie ständig an, mit ihren Blicken schienen sie die junge Frau auszuziehen. Einer kam ihr bedrohlich zu nahe und wagte es, sie unsittlich zu berühren. Nialya schloss die Augen, biss die Zähne zusammen und traute sich nicht, sich zu wehren, sie liess es über sich ergehen, wie schon so viele Male zuvor. Es sollte ihm zum Verhängnis werden.

    Es gab es einen plötzlichen Aufschrei, sie zuckte zusammen und öffnete die Augen. Sie sah, wie der Matrose zwischen ihren Beinen zu Boden glitt. Hinter ihm stand jener, der sie bereits am Hafen in Empfang nahm.
    Mit einem gleichgültigem Schulterzucken zog er den Dolch aus der leblosen Gestalt und sprach wie selbstverständlich: "Musste sein." Dann schubste er den Körper des Mannes mit dem Fuß beiseite und rief ein paar Männer herbei, die ihn aus dem Blickfeld Nialya's schaffen sollten.

    Er setzte sich zu ihr, strich ihr über das Bein, hinauf zum Oberschenkel, seine Blicke verieten ihr, dass auch er nicht ein Deut besser zu sein schien, als die anderen, doch mit einem Mal zog er die Hand zurück; stattdessen strich er schliesslich über ihre Wange, behutsam, fast schon zärtlich, als wolle er ihr nichtmal weh tun. Er nahm eine einzelne Strähne ihres langen dunklen Haares in die Hand und roch daran.

    "Zu schade, wirklich zu schade, Püppi..." Mit diesen Worten erhob er sich und liess sie in Ruhe.
    Er rief zu seinen Leuten: "Wenn wir angekommen sind, haltet Ausschau nach willigen Damen!"

    Sie sah wie er zu einem seiner Leute sprach, dieser nickte eifrig und kam wenig später mit einem Eimer und einem Schwamm zurück.
    "Hier...ich soll Dir das von meinem Herr bringen." Nialya blickt zu ihm und verstand.
    Reinlich sollte sie sein, damit sie mehr Ertrag geben würde. Sie stiess den Eimer wortlos mit dem Fuß um, scherte sich nicht um das Gerede des Mannes, auch wenn dies bedeuten würde, dass sie sich wieder eine einfangen würde.
    Ein wenig hilflos schaute der Mann sich um, sein Herr bemerkte den Vorfall und schien amüsiert. Er deutete ihm, sich davonzustehlen, stattdessen trat er nun selber zu Nialya und setzte sich erneut zu ihr.
    "Pass auf Püppi, ich werde dafür sorgen, dass es dir nicht so ergeht, wie bei dem alten Knacker, verstanden? Also hör auf zu zicken und tu, was ich dir sage! Und nun wasch dich und zieh dich um." Mit diesen Worten ergriff er einen Stapel Kleider, sauber und ordentlich zusammengelegt, die auf einer Kiste neben sich schon bereitlagen und legte ihr diese auf den Schoss. Er brachte ihr erneut einen Eimer, hob den Schwamm auf und beobachtete sie.
    Sie wehrte sich innerlich, sich vor ihm zu entblössen und zu waschen, doch er stand vor ihr, diesmal mit dem Rücken zu ihr gewandt und sorgte scheinbar dafür, dass ihr keiner zu nahe kam.

    Als sie fertig war, fühlte sie sich anders. Es war ungewohnt, einmal sauber zu sein. Noch immer misstrauisch, ob er es ernst meinte, blickte sie über die Reeling und sah in der Ferne bereits die Konturen eines Landes. Es wäre ein Leichtes, ihrem Leben hier und jetzt ein Ende zu setzen, sie bräuchte nur..... doch bevor sie ihre Gedanken zu Ende führen konnte, spürte sie die Hand eines Matrosen an ihrem Arm, der sie wieder zurück zu ihrem Platz führte, diesmal ohne von ihrer Seite zu weichen.

    "Iris in Sicht, Herr!" rief ein Matrose und der Herr nickte zufrieden.
    Das Ziel ihrer Reise ist nah, sie steuerten Randol an, wo sie schliesslich anlegten.

    Bevor Nialya das Schiff verliess, hielt der Kapitän des Schiffes sie noch einmal am Arm fest und drehte sie zu sich um.

    "Hätte ich mehr Gold, ich hätte Dich zu mir genommen... " seine Stimme klang nunmehr ein wenig gebrochen, als würde er es bereuen, sie im Auftrag des Dicken auszuliefern. "Pass auf Dich auf Kleine!" Mit diesen Worten drückte er ihr einen Kuss auf ihre sinnlichen Lippen, sie schmeckte salzige rauhe Seeluft.

    Ihre Augen schienen ihn anzustarren, doch im Grunde war sie es schon gewohnt, nur nicht in diesem gewaltlosen Ausmass.
    "Geh jetzt..!" etwas unsanft schubste er sie nun die Planke hinab, wo sie bereits von anderen Menschen empfangen wurde. Als sie sich umdrehte und mit ihrer Hand angwidert über ihren Mund fuhr, sah sie bereits, wie die Planke eingeholt wurde und der Kapitän mit gewohnt rauher Stimme seinen Leuten zurief: "Hisst die Segel, es geht weiter!" Die Meute sprang und machte sich an die Arbeit, es schien alles wieder beim Alten.

    Nialya blickte sich ehrfürchtig um, hier solle es ihr also besser gehen?
    Sie wagte nicht daran zu denken, senkte ihren Blick und liess sich von den fremden Menschen, zwei Männer und einer Frau, führen.

    Ein -scheinbar- neues Leben hatte begonnen.


    Zuletzt von Nialya am Fr Aug 14, 2009 2:29 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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    Beitrag  Nialya Fr Aug 14, 2009 1:36 pm

    Sie schlich auf nackten Sohlen zwischen diesen beiden Männern und der Frau durch die Gassen Randols. Sie schaut sich noch einmal um, das Schiff verschwand allmählich am Horizont, wurde kleiner und kleiner.
    Die Frau fuhr sie harsch an: "Komm, glotz nicht, wir haben keine Zeit, die Versteigerung beginnt gleich!" Sie zog Nialya am Oberarm fort, dabei griff sie so heftig zu, dass Nialya ihre Zähne zusammenbiss. Sie fühlte den Schmerz aber er tat nicht weh - es war pure Erniedrigung. Sie liess keine Schmerzen mehr zu, sie hatte sich ihre eigene Überlebensstrategie überlegt, aber wollte sie überhaupt noch leben?

    Der Kapitän versprach ihr, hier würde sie ein besseres Leben führen, aber das konnte und wollte sie nicht glauben. Die Menschen hier sind genauso verachtend, wie dort, wo sie noch vor vier Tagen lebte. Sie war provokant, sie riss sich los, alles war ihr lieber, nur keine Gedanken mehr über den Sinn des Lebens verschwenden! Sie nahm es in Kauf, dass sie sich bei dem Versuch zu flüchten, eine saftige Ohrfeige einfing, doch dies war ihr weitaus lieber, als dass ihr Kummer ihre Seele zerfrisst.

    - Welche Seele? Hatte sie überhaupt noch eine? -

    Sie wollte nicht mehr nachdenken, Schmerzen und Erniedrigung würden ihr dabei helfen, dass sie keine Zeit mehr zum Denken finden konnte. - Warum ist die Welt so grausam? -
    Sie wusste, sie hatte nicht den Hauch einer Chance, aber sie versuchte es, immer und immer wieder. Sie wollte leiden, sie wollte Schmerzen, es entlockte ihr nichtmal mehr ein Schrei, als die Hand der Frau beherzt in ihren Nacken griff und zudrückte, um sie voranzutreiben.
    Schliesslich griff einer der Männer ihr linkes Handgelenk, die Frau ihr rechtes, die linke Hand noch immer in ihrem Nacken.
    In geduckter Haltung wurde sie vorangetrieben, Nialyas Augen waren leer, sie blickte zu Boden.
    In der Ferne hörte sie die aufgeregten Rufe der Händler und Marktschreier.

    Die drei betraten ein Podest, der zweite der Männer schritt zum Auktionär, berichtete ihm über Nialya's Ankunft.

    Sie hob den Kopf, ihre dunkeln Augen verloren sich in der Menge, Dutzende Augenpaare starrten sie an, die einen verlangend, die anderen abschätzig, andere wiederum drehten sich weg, als wäre sie nicht das Richtige für ihre Belange.

    Nialya's Hals schnürte sich zusammen, sie biss die Zähne zusammen. Das sollte also das bessere Leben sein.

    Die Versteigerung der neuen Sklavin hatte begonnen....


    Zuletzt von Nialya am Fr Aug 14, 2009 2:31 pm bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
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    Beitrag  Arturius Fr Aug 14, 2009 2:17 pm

    Man fand eine Leiche, man fand den Schuldigen. Allerdings keinen Namen. Und wäre er zu neugierig gewesen, wäre es mit Sicherheit aufgefallen. Wieso hatte man ihn nicht gerufen? Wieso Owl und nicht ihn? Weil wahrscheinlich alles schnell gehen musste, Arturius - dachte er bei sich selber, während er nachdenklich durch Randol lief. Die Menschen waren in Aufruhr, einige huschten schnell und lautstark über den Markt, viele trugen lederne Goldsäckchen bei sich. Verdutzt, aber immerhin abgelenkt, beobachtete er die Menschentraube, die sich zum Marktplatz begab. Keine Garde hier, nur er. - Er blickte einmal nach rechts, dann nach links, ehe er sich entschied, den Leuten zu folgen. Eine Handelskaravane schien in der Stadt angekommen zu sein und mit ihr exotische Früchte und Dinge allerlei Ländereien. Er ließ den Blick schweifen, über die Nahrungsmittel, den Wein, einen angeblichen intelligenten Esel und die Waffen. Und irgendwann, da erblickte das Blau etwas, das ihm so gar nicht gefallen wollte. Sklavenversteigerungen in Randol? Hatte der Prinz das überhaupt gestattet? Wobei...Prinz. Er genoss noch längst nicht soviel Ansehen, alsdass viele Bewohner von Randol sich davon hätten abbringen lassen, Sklaven zu halten. Hinzu kam, dass er auch nicht einmal wusste, ob der Prinz, wenn er denn einst König wäre, Sklavenhandel verbieten würde.

    Er legte also das seltsam riechende Irgendwas zurück, trat dann direkten Schrittes auf die Leute zu, die dort ihre "Ware" anpriesen und hörte sich deren Gerede an. Dann verzog er die Brauen und betrachtete das junge Mädchen, um das es hier scheinbar ging. Er legte den Kopf leicht schief und erwischte sich dabei, wie er sich ausmalte, was wohl bereits alles mit ihr geschehen sein mochte. Sie war nicht wirklich alt gewesen, das konnte er selbst etwas weiter hinten stehend erkennend. Also blickte er sich wieder um, suchte ein vertrautes Gesicht - Drakion, Jashina. Keiner war hier, als war er es nun, der sich durch die Menschenmenge schälte und knapp vor dem Händlern zum Stehen kam.


    Entschuldigt. Sprach er einen von ihnen an.

    Ich gehöre zu Leibgarde des Prinzen Mamphil. Seit wann wird hier Menschenhandel betrieben?

    Blöd, dass man sich mit den Gegebenheiten des Landes nicht wirklich auskannte und sich dementsprechend die Information direkt von den Leuten holen musste, die diesen, in seinen Augen, anstößigen Handel betrieben. Aber wie es sich dachte, nutzten diese Leute hier einfach nur eine Lücke im Gesetz. Höchstwahrscheinlich diese, dass sich bisher niemand Gedanken dazu gemacht hatte. Mamphil hatte momentan andere Probleme. Das Volk von sich überzeugen.
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    Beitrag  Nialya Fr Aug 14, 2009 2:50 pm

    Sie wurde angepriesen, wie ein Stück Vieh vorgeführt. Die Frau riss an ihren Haare, so dass Nialya zwangsläufig ihren Kopf in den Nacken warf. Ihre Halsschlagader pulsierte heftig vor Aufregung, sie zog die Luft durch ihre Nase ein und blies sie unter Anspannung durch ihre leicht geöffneten Lippen wieder hinaus.
    Sie hörte nicht auf die Worte der Frau, die den Interessenten schmackhaft machte, wofür sie alles zu gebrauchen war. Es war ihr egal, hoffentlich war es wenigstens jemand, vor dem sie sich nicht so ekeln musste.

    Sie riss die Augen auf und starrte zum blauen Himmel, welch eine Ironie. Der Himmel war klar und wolkenfrei, die Vögel zwitscherten, und doch... was auf dem Marktplatz Randols geschah, war menschenunwürdig und verachtend. Es passte einfach nicht zusammen.

    Sie bekam nicht mit, wie ein Mitglied der Garde sich den Weg bis nach vorne bahnte, sie achtete nicht auf die Rufe, die Schreie, die Gebote, sie wollte nur ein schnelles Ende.

    Die Versteigerung war in vollem Gange, es würde nicht mehr lange dauern, da würde sie einen neuen "Herren" haben, der sie sich hinbiegen konnte, wie er wollte und sie, ja sie würde es über sich ergehen lassen, was auch immer er verlangte. Ob Drecksarbeiten, Feld pflügen, Ernten... oder Dienst am Herren.

    Ihre Mundwinkel zuckten, als die Frau von ihr abliess und Nialya ihren Kopf wieder senkte, ihr dabei einen verachtenden, verhassten Blick schenkte.

    Einer Ohnmacht nahe -sie hatte seit Tagen kaum mehr richtig gegessen- fühlte sie ihre Beine schwach werden. Ihr Blick glitt noch einmal über die anwesende Menschenmenge.
    Das letzte was sie sah, war das ihr unbekannte Wappen der Garde, bevor sie kraftlos zu Boden sank.

    - Dann war Schwärze und Stille um sie herum - endlich!

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    Beitrag  Arturius Fr Aug 14, 2009 3:02 pm

    Keine Antwort, nur ein verachtender Blick der Händler? - Er verzog daraufhin die Brauen, presste die Lippen fest aufeinander und ballte die Hände zu Fäusten. Normalerweise war er ja nur schwer reizbar, aber diese Arroganz passte ihm im Augenblick ganz und gar nicht. Er legte also den Kopf leicht schief und wollte noch einmal zu der Skla - dem Mädchen schauen, als eben jenes auch schon zu Boden sank.
    Und genau das war der Augenblick, wo ihm innerlich der Kragen platzte, er den Händlern mit seinem Schwertgriff am liebsten hart gegen die Schläfen schlagen wollte, jedoch bemühte er sich um Fassung.
    Und obwohl er so bemüht was, doch nicht den Kopf zu verlieren, kamen die weiteren Worte bestimmt aus seiner Kehle und duldeten keinerlei Widerworte.


    Im Namen der Garde beschlagnahme...ich Eure Ware. Das Mädchen. Habt Ihr sonst noch Sklaven, mit denen Ihr Handel treibt? Wenn ja, dann sind diese ebenfalls beschlagnahmt. Und wenn Ihr nicht innerhalb der nächsten drei Stunden die Stadt verlassen habt, dann könnt Ihr Euer restliches Leben im Kerker verbringen. Ich hoffe, wir haben uns verstanden?

    Er blickte zwischen den Händlern abwechselnd hin und her und besaß man ein wenig Menschenkenntnis, so hätte man nun mit Sicherheit allein an seinem Blick erkannt, dass er hoffte, sie würden dagegensprechen. Sklaven. Es gab doch für deren Händler nichts schlimmeres, als selbst in Kerkern wie Sklaven gehalten zu werden.
    Gut, er war noch nicht lange Leibwächter gewesen und er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wie weit seine Kompetenz reichte, aber das hier war Mord. Mord an unschuldigen Seelen unschuldiger Männer, Frauen und Kinder. Selbst, wenn er sich damit nun gegen das Gesetz des Prinzen stellen sollte - es war ihm egal.
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    Beitrag  Nialya Fr Aug 14, 2009 3:35 pm

    Ihr Atem ging sehr flach, aber immerhin - sie lebte.
    Die Menschen wandten sich ab, schienen in Gespräche verwickelt, keiner scherte sich mehr um Nialya. Sie war nichts mehr wert, was würden sie nun mit ihr machen? Sie den wilden Wölfen zu Frass vorwerfen? Hinrichten? In den Augen der noch eben interessierten Menschen war sie nichts weiter als Dreck.
    Doch Nialya war es egal, sie bekam von alledem nichts mit.

    Die Händler, an die der Gardist seine harschen Worte richtete, zuckten zusammen. Die beiden Männer und die Frau wichen zurück, sahen sein Schwert. Was zum Geier machte der Gardist hier?
    Sie blickten sich einander verstört an: im Kerker landen? Nein, das wollten sie nicht.
    Sie schienen zu überlegen, was sie tun sollten, doch es blieb ihnen keine Wahl. Sie mussten das Mädchen zurücklassen. Sie wussten sehr wohl, dass Menschenhandel verboten war, aber in der Hoffnung, an Gold zu kommen und sich dabei nicht erwischen zu lassen, gingen sie das Risiko ein. Sie waren Sklaven ihrer selbst, die Habsucht und Gier trieb sie zu solch schändlichen Taten.

    Auf die Frage des Gardisten, ob sie noch mehr Sklaven anzupreisen hätten, schüttelten sie alle drei vehement den Kopf. Würde dies der Fall sein, so fürchteten sie, würden sie kopflos diese Stadt verlassen müssen. Nein, an diesem Tag war es nur diese eine zierliche Gestalt. Sie hatten sich die Versteigerung wahrlich anders vorgestellt.

    Die beiden Männer und die Frau wichen noch einen Schritt zurück, die Frau blickte noch einmal zu Nialya und wollte ihr schon näherkommen, doch der Gardist schien ihr mit seinem Blick und der Geste verstehen zu geben, dass sie sich keinen Meter mehr dem Mädchen nähern sollte, sonst könne er für nichts garantieren.

    Sie drehten sich schliesslich mit leeren Händen um, stolperten die Stufen herunter, über die sie auf das Podest gelangten und rannten fort, in der Hoffnung, nicht dem nächsten Gardisten in die Hände zu fallen.
    Als sie aus dem Blickfeld der Anwesenden verschwanden, kehrte allmählich Ruhe ein, einige zogen sich zurück und widmeten sich wieder dem üblichen Treiben auf dem Markt, andere warfen neugierige Blicke auf Nialya, die so ruhig und scheinbar friedlich auf dem Podest lag, dass es den Eindruck machte, es käme ihr einer Erlösung gleich.
    Ihr schwarzes langes Haar lag wallend auf dem Holz des Podestes, ihr Gesicht zu dem Gardisten gewand, die Augen geschlossen. Ihr linker Arm lag über ihrem Oberkörper, der Rechte ruhte neben ihr.

    Ein älterer Herr trat mutig auf den Gardisten zu und fragte:

    "Oh Herr, ich habe nicht viel Gold, aber könnte ich sie trotzdem.......?"
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    Beitrag  Arturius Fr Aug 14, 2009 4:05 pm

    Er wollte gerade auf das Podest steigen, als sich auch schon ein Mann von hinten näherte und sich doch tatsächlich erdreistete, ihn zu fragen, ob er sie nicht doch kaufen könne.
    Entgeistert blickte er den Mann an, strich sich dann kurz über seinen Bart, ehe er dem Herren seine rechte Hand freundschaftlich auf die Schulter legte und leicht lächelte - ein wenig übertrieben und künstlich freundlich.


    Mein Herr. Wenn ich Euch einen Rat geben darf, dann kauft Euch von dem wenigen Gold, das Ihr besitzt, entweder ein wenig Menschenachtung oder einen Laib Brot. Sucht es Euch aus.

    Er tätschelte ihm daraufhin die Schulter, nickte knapp, ehe er den Blick wieder zu dem Mädchen richtete. Allerdings blieb er noch stehen. Er legte den Kopf ein wenig schief, betrachtete ihr Gesicht und hoffte, sie wäre nur bewusstlos, denn sie sah sehr hungrig aus. Dann glitt der Blick weiter über ihre Lippen, über ihr Kinn, Hals und blieb schlussendlich auf ihrem Brustkorb haften, der sich sacht hob und senkte. Innerlich atmete er auf, ehe er endlich die Stufen zum Podest hochlief und neben ihr in die Knie ging. Für einen Außenstehenden hätte es gewiss romantisch gewirkt, wie zärtlich er seine Arme schließlich unter ihren Körper schob, um sie dann vom Boden zu heben.
    Noch einmal sah er sie an, seufzte dann und verließ gemeinsam mit ihr die Erhöhung, um sie in die nächstgelegene Taverne zu bringen.

    Die Tür stieß er recht unsanft mit dem rechten Fuß auf, sodass sie gegen die Wand knallte und alle Anwesenden aufblicken ließ. Dann schritt er in den schweren Stiefeln zum Wirt, der gerade damit beschäftigt war, Gläser zu putzen. Ein wenig ungläubig sah er den Gardisten an.


    Sie ist schwach. Gebt Ihr ein Zimmer, zu Essen und zu Trinken und stellt ihr eine Dienerin zur Verfügung, die sich baden und pflegen soll.

    Der Wirt sah das Gardistenabzeichen und nickte ein wenig ungehalten, ehe er endlich sein Weib rief, die ihre Tochter gleich mit im Schlepptau hatte.

    "Weib, koch der Göre was anständiges zu Essen und bring Wasser mit. Und Kind? Du begleitest den Herren auf Zimmer 8. Und vergiss den Schlüssel nicht!"

    Damit war alles gesagt und Arturius machte sich mitsamt des Mädchens und der Tochter hinauf in das Zimmer. Drinnen angekommen legte er sie auf das Bett, trat dann nach draußen und machte es sich unten in der Wirtsstube bequem. Wartend darauf, dass die Kleine wieder zu Bewusstsein kam.
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    Beitrag  Nialya Fr Aug 14, 2009 5:48 pm

    Es war weich und still. Nialya öffnete in ihrem weichen Bett langsam ihre Augen und starrte an die Decke.
    Wo war sie? Sie wollte sich rühren, doch ihr schmerzten die Glieder. Wie lange lag sie schon hier?
    Ist dies ihre neue Heimat? Wann würde sie wohl ihren neuen Herren kennenlernen? Sie hoffte, dass dieses noch eine ganze Weile dauern würde, sie fühlte sich schlecht.

    Sie versuchte den Kopf anzuheben, doch er schmerzte. Sie musste sich wohl beim Zusammensacken am Kopf gestossen haben.
    Eine junges Mädchen, grade mal 15 Jahre junge, trat auf sie zu und wollte ihr helfen. Sie nahm die leichte Decke, die über dem zierlichen Körper der jungen Frau lag und wollte sie zurückwerfen. Sie hatte heisses Wasser und ein Handtuch bereitgelegt. Auf einem kleinen Tisch stand ein Teller mit einer heissen dampfenden Suppe, dazu ein Laib Brot und eine Tasse, deren Inhalt auch heiss schien, vermutlich Tee.

    Nialya saß mit einem Mal kerzengrade im Bett und rutschte hinauf bis zum Kopfende, wo sie schliesslich mit ihrem Oberkörper anlehnte, die Knie an sich gezogen und die Arme drum herumgelegt.
    Das Mädchen wollte nur ihrer Arbeit nachgehen, aber Nialya wollte nicht angefasst werden, sie wollte ihre Ruhe. Wer auch immer dieses Mädchen war, es war ihr egal.

    Das Mädchen spürte, dass sie gegen Nialya Sturheit nicht ankam, sie wollte etwas erwidern, doch Nialya nahm ihre Hände und hielt sich die Ohren zu.
    Schulterzuckend und hilflos verliess das Mädchen das Zimmer Nr. 8 und lief eiligst die Treppe hinab.
    Im Wirthaus angekommen erblickte sie den Gardist und den Wirt:


    "Herr, sie lässt mich nicht an sie heran. Ich wollte sie waschen, aber...." sie verstummte und blickte schuldbewusst zu Boden, obwohl ihr eigentlich bewusst sein müsste, dass es nicht ihre Schuld war.
    Der Wirt schickte sie fort und blickte den Gardist an.


    "Was tun?" sprach er mit dunkler Stimme. "Wenn sie nicht kooperiert, werde ich sie nicht lange hier unterbringen können. Mir gehen die Einnahmen verloren, wenn sie ein Zimmer besetzt, welches ich hätte vermieten können." Während er sprach, polierte er weiterhin seine Gläser und blickte den Gardisten fragend an.
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    Beitrag  Arturius Fr Aug 14, 2009 6:12 pm

    Schweigend saß er an einem der Tische und hatte das Kinn auf seinen beiden Daumen gebettet, die Fäuste vor die Lippen haltend. Er dachte nach, an das, was eben passiert war und daran, was in Zukunft noch passieren könnte. Gut. Er hatte gerade ein Mädchen befreit. Und nun? Was tun? Er hatte ja noch nicht einmal seinen ersten Sold erhalten, von dem er dem Mädchen etwas hätte abgeben können. - Gedankenverloren schaute er in Richtung Wirt, blickte ihn allerdings nicht an, sondern durch ihn hindurch, als er dann endlich die erlösenden Schritte an den Treppen vernahm. Die Tochter des Wirts sah jedoch weniger begeistert aus.

    Sowas ähnliches habe ich mir schon gedacht...

    Stellte er dann fest, während er sich erhob und zurück zur Theke zum Wirt lief. Einen kleinen Moment betrachtete er jenen, ehe er sich auf einem der Stühle niederließ.

    Ihr könnt keine Ausnahme machen? Nur ein paar Tage, bis ich meinen ersten Sold bekomme. Dann zahle ich für das Zimmer...

    Ganz toll, Arturius. Wolltest du nicht eigentlich den Sold für dein Heimatdorf verdienen und nicht für ein Sklavenmädchen, das nun keines mehr war? Hmm. Vielleicht sollte man es ja mal damit versuchen? - Er seufzte daraufhin, ließ den Kopf hängen und erhob sich ein weiteres Mal, diesesmal auf die "Kleine" zugehend.

    Danke für deine Bemühungen. Ich werd wohl selber nach ihr sehen müssen...

    Die Begeisterung bei diesen Worten stand ihm nicht gerade ins Gesicht geschrieben, aber immerhin war er derjenige gewesen, der sie mehr oder weniger befreit hatte, weswegen er nun doch mehr oder weniger die Verantwortung für sie übernahm.
    Kurz bevor er die Treppen nach oben nahm, blickte er ein weiteres Mal zum Wirt.


    Wir reden später nochmal.

    Dann ging es hinauf. Die Treppen knarrten bei jedem seiner Schritte, das Geländer, an dem er sich festhielt, wackelte leicht und sah aus, als würde es an verschiedenen Stellen bald durchbrechen. Dann kam er endlich im Gang an, blickte kurz nach hinten und erkannte dann das Zimmer mit der Nummer 8. Schweren Schrittes lief er darauf zu, öffnete dann die Tür und ging in das Zimmer, die Tür hinter sich schließend.

    Sie saß auf dem Bett, hatte die Arme um die Knie geschlungen und den Kopf halb vergraben. Was musste man ihr angetan haben. - Er legte wie so oft den Kopf schief, trat dann einige Schritte näher, um Sekunden später vor ihrem Bett stehen zu bleiben.
    Noch sprach er nichts.
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    Beitrag  Nialya Fr Aug 14, 2009 7:19 pm

    Nialya hörte die Tür knarren, sie reagierte nicht. Noch immer starrte sie zwischen ihre Knie. Was wollte dieses Mädchen denn schon wieder? Als die Schritte näherkamen, erkannte sie, dass die Beine definitiv nicht zu dem Mädchen gehörten.

    Ihr Herz setzte für einen Moment aus, sie neigte ihren Kopf leicht zur Seite, ehrfürchtig und ängstlich schaut sie von den Beinen des Mannes hinauf über seinen Oberkörper bis hin zu seinem Gesicht. Für einen Moment war sie verdutzt, auf den ersten Blick schien er nicht böse auszusehen, aber das taten viele.
    Menschenverachtende Monster waren sie eh alle, mal mehr und mal weniger.
    Sie blicke auf das Wappen, erkannte es aber nicht, stattdessen kreisten ihre Gedanken für den Moment in ihrem Kopf: 'Ein Wappen, ein reicher Mann? Vielleicht haben die hier ja wenigstens Geld, um was anständig es zu Essen zu bringen. Ändern tut es aber an meiner Lage auch nichts...' Das Essen hatte Nialya noch nichtmal angerührt, geschweige denn überhaupt bemerkt.

    Warum sagte er nichts? Er stand einfach da und glotzte sie an. 'Sag was verdammt' dachte sie, sie konnte diese Stille nicht ertragen.
    Langsam löste sie sich aus ihrer Umklammerung, hob den Kopf und blickte ihn dann mit dunklen leeren Augen an. 'Was solls, irgendwann ist immer das erste Mal' dachte sie und betrachtete ihn verstohlen. Er sah gepflegt, ja, er sah sogar richtig ansprechend aus. Trotzdem, Sklaventreiber bleibt Sklaventreiber, egal wie ansprechend oder reich er sein mag.

    Nialya zögerte, was sollte sie tun?
    Ihrem neuen Herren hat es scheinbar die Sprache verschlagen und so streckte sie ihre Beine aus, rutschte ein wenig in die Bettmitte und liess ihren Oberkörper aufs Kissen fallen. Sie schloss die Augen, biss die Zähne zusammen und wartete. Was wollte er? Wieso tat er nichts?
    Und wenn er sie nur Wasser schleppen schicken würde... aber es kam nichts.

    Wie so oft fühlte Nialya pure Leere in sich, sie hoffte, diese missliche Situation würde sich bald ändern. Aber hey, warum sollte sich überhaupt was ändern, gerade dann, wenn sie es sich auch noch wünscht? Sie ist nur eine billige Sklavin, sie kennt nichts anderes, warum sollte man ihr schon entgegenkommen?
    Also versuchte sie lediglich, diese Lage irgendwie zu überstehen, denn nichts war Schlimmer, als darüber Grübeln zu müssen, was als nächstes geschah.

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    Beitrag  Arturius Fr Aug 14, 2009 7:40 pm

    Er war mindestens genauso hilflos wie sie, denn er hatte noch immer keine Ahnung, wie das hier weitergehen sollte. Bei ihm bleiben konnte sie jedenfalls nicht, das stand schon einmal fest. Also blieb er weiterhin ruhig stehen, sah ihr dabei zu wie sie sich auf das Bett legte und die Augen schloss. Vielleicht ein Zeichen?

    Du willst schlafen?

    Fragte er dann mit seiner tiefen, wohlklingenden Stimme, ehe er einige Schritte zurück in Richtung Tür ging. Dann jedoch fiel ihm auf, dass sie das Essen noch nicht angerührt hatte und er blickte zurück zu ihr. Innerlich seufzte er, blickte dann den Boden zu seiner Rechten an, ehe er die Arme vor der Brust verschränkte. Na ganz toll...nicht einmal essen wollte sie. Wohin sollte das denn alles führen?

    Du musst was essen. Und ganz besonders etwas trinken. Deine Haut sieht ungesund aus...

    Redete er dann weiter auf sie ein genau wissend, dass er weniger gut in soetwas war. Er mochte es nicht wirklich, anderen Leuten Vorschriften zu machen. Ratschläge gut und schön. Allerdings würde es hier nicht anders gehen. Also zog er die Arme zurück und lief zu dem Tisch, auf dem das Essen und Trinken stand. Den Becher Tee nahm er in die linke- das Brot in die rechte Hand. Dann lief er zurück zum Bett und ließ sich ohne ein weiteres Wort auf der Bettkante nieder, ihr das Getränk und das Brot hinhaltend. Weiterhin schweigend. Irgendwann musste sie ja die Augen aufschlagen und er glaubte, dass sie es genau in dem Moment tun würde, in dem er sich zur ihr aufs Bett setzte.
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    Beitrag  Nialya Fr Aug 14, 2009 7:55 pm

    Sie vernahm seine erstaunlicherweise ruhige und besonnene Stimme. Er fragte sie, ob sie schlafen wolle? An wen ist sie denn hier geraten? Nunja, ein wenig Schlaf würde ihr ganz sicher gut tun, und wenn es ihr gewährt würde, warum eigentlich nicht. Vielleicht hatte sie ja Glück, und der Kerl ist wirklich nicht ganz helle im Kopf und würde sie nicht schänden und für seine Zwecke missbrauchen.
    Oder aber er liess sie erst zu Kräften kommen, damit er sie dann hin und herschubsen kann, wie es ihm gefällt. Sie hielt ihre Augen geschlossen und lauschte den Schritten. Als sie sich entfernten und sie sich erhoffte, er würde die Tür öffnen und den Raum verlassen, atmete sie tief durch.
    Doch mit einem Mal erklang wieder seine Stimme.

    Hunger! In der Tat hatte sie lange nichts mehr gegessen.

    Sie blinzelte, als sie spürte, dass er sich nun zu ihr aufs Bett gesetzt hatte.
    Er hielt etwas in der Hand, und als sie die Augen ganz öffnete, sah sie, dass es was zu Essen und zu Trinken war.

    Sie hob ihren Oberkörper leicht an, misstrauisch blickte sie zwischen seinen Augen und dem, was er in der Hand hielt, hin und her.
    Dann griff sie hungrig wie ein Rudel Wölfe nach dem Brot und biss herzhaft hinein.
    Die Haarsträhne, die ihr dabei wild übers Gesicht hing, strich sie hektisch zur Seite.
    Als sie fertig war, nahm sie den Tee, der mittlerweile kalt geworden war und trank ihn in einem Schluck, dabei blickte sie über den Becherrand weiterhin diesen Mann an, liess ihn nicht aus den Augen, jederzeit bereit, ihm ins Gesicht zu spucken, falls er eine falsche Bewegung machte.
    Sie wollte es ihm nicht einfach machen. Nein, sie wollte sich mit Händen und Füßen wehren, wenn sie denn die Kraft dazu hätte. Doch die hatte sie nicht. So blieben ihr nicht mehr viele Mittel, um wenigstens deutlich zu machen, dass sie nicht mehr so schändlich behandelt werden möchte.
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    Beitrag  Arturius Sa Aug 15, 2009 11:21 am

    Nachdem sie das Essen und Trinken ergriffen hatte, wandte er den Kopf von ihr ab und starrte zur Tür. Er wusste nicht, wo er sie unterbringen sollte und das Gold für das Zimmer konnte er ohne seinen Sold nicht aufbringen. Moment...wieso dachte er überhaupt daran? Der Sold war für sein Dorf, nicht etwa für eine junge Frau, die er soeben aus der Sklaverei befreit hatte.

    Er seufzte, ließ den Kopf dann sinken und schüttelte ihn leicht, ehe er sich wieder erhob und zurück zu Tür lief.


    Du bist frei.

    Sprach er dann recht einfach, aber dennoch eindeutig, ehe er sich zurück zu ihr drehte. Er sah sie an, wie sie aß und trank, wie sie im Bett saß und hastig das Brot kaute. Was würde wohl aus ihr werden? Nun, zumindest sah sie nicht mehr allzu jung aus, sodass man sich mit dem Gedanken beruhigen konnte, sie würde schon etwas finden. Aber dennoch.

    Wenn du keine Bleibe hast, solltest du dich nach Arbeit in der Stadt erkundigen. Sicherlich wird es immer etwas zu tun geben.

    Was redete ihr angeblich neuer Herr da eigentlich? Frei? Arbeit? Scheinbar war er von Sinnen. - Aber woher hätte sie auch wissen sollen, dass er der Garde angehörte und sie somit nicht seine Sklavin war? Sie kannte das Wappen nicht, kannte scheinbar diese Gegend nicht, weswegen es nur gerechtfertig wäre, dass sie sich wunderte. Aber vielleicht hörte sie ihm auch gar nicht zu. Vielleicht war sie so sehr mit ihrem Essen beschäftigt, dass sie nicht einmal mehr mitbekam, dass er noch anwesend war. Er jedenfalls verschränkte nun wieder die Arme vor der Brust. Abwartend.
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    Beitrag  Nialya Sa Aug 15, 2009 1:04 pm

    Nialya traute ihren Ohren kaum, und so verdutzt schien sie ihn auch anzuschauen.

    "Frei...? Herr, was sagt ihr da?" Das erste Mal, dass Nialya seit fünf Tagen überhaupt sprach. Ihre Stimme war sanft und lieblich und dennoch hörte man einen Teil ihrer gebrochenen Seele daraus. Nialya stellte den Becher beiseite, das Brot war mittlerweile aufgegessen und so setzte sie sich nun im Bett auf, in seine Richtung blickend, die nackten Füße liess sie nun über den Bettenrand baumeln.

    "Herr, gebt mir Arbeit..." Ehrfüchtig schaute sie ihn mit ihren mahagonifarbenen Augen an, erhob sich langsam und kniete schliesslich vor ihm nieder, den Blick zu Boden gesenkt.

    Mit leise gebrochener Stimme sprach sie: "Wo bin ich? Wer seid Ihr?" Mit diesen Worten hob sie den Kopf, noch immer vor ihm knieend, ihre schwarzen langen Haare umspielten ihr zartes, aber doch mit harten Konturen umrandetes Gesicht. Ihre Wangen waren leicht eingefallen, ihre sonst eigentlich schönen, sinnlichen Lippen trocken.

    Mit flehenden Blick schaute sie zu ihm auf, er wirkte in der Tat hilfsbereit, nicht so wie ihre bisherigen Herren. "Wo soll ich hin? Ich habe nichts.... ich bin nichts.... " Ihre Stimme versagte. All diese Fragen sprudelten aus ihr heraus, ohne dass sie ihm überhaupt Gelegenheit gab zu antworten. Doch er blickte beruhigend zu ihr und sagte erst einmal gar nichts.
    Arbeit, ja arbeiten könnte sie genug, sie hatte schliesslich die letzten Jahre nichts anderes getan. Aber sie wollte nicht noch einmal in eine Falle geraten und Dienerin und Sklavin eines widerwärtigen Kerls werden.
    Er wird doch nicht allen ernstes von ihr verlangen, dass sie sich in ihrem Zustand auf die Strasse begibt und sich für Arbeit anpreist? Sie hatte Angst. Wohin soll das führen? Kann er nicht auf sie aufpassen? Kann sie nicht bei ihm unterkommen?
    Er wirkte auf sie sehr beruhigend, und dennoch war sie noch skeptisch.
    Viel zu viel hatte sie bisher durchmachen müssen, als dass sie nun freudestrahlend das Zimmer verlassen könnte und wie ein freier Vogel durch die -ihr fremde Stadt- laufen könnte.
    Sie brauchte Hilfe, eine Bezugsperson, eine vertraute Person... aber das Vertrauen zu erlangen könnte sich als sehr schwer gestalten. Sie würde sich sicherlich nur an eine einzige Person halten können, alle anderen wären ihr nach wie vor unheimlich.

    Er wird sie nicht alleine lassen - oder doch?
    Wie er da so vor der Tür stand, mit verschränkten Armen, war sie sich nichtmal mehr sicher, ob sie nicht binnen der nächsten zehn Minuten tatsächlich auf sich allein gestellt wäre.

    Auch wenn sie seinen Worten glauben schenken möchte und sie sich über ihre neue Freiheit - wenn es denn stimmte- sogar freuen würde, so wäre es ihr unheimlich, plötzlich ganz alleine umherzutingeln. Sie kannte niemanden hier.
    Sie war es gewohnt, ständig nur Befehle entgegenzunehmen und diese umzusetzen.
    Eigener Wille? Wurde unterdrückt, alleine der Gedanken an etwas, was sie gern tun würde, war schon verachtend und wurde bestraft.

    Sie liess es zu: Hoffnung!

    Ein klitzekleiner Funken Hoffnung stahl sich in ihre Seele und mit ihm kehrte auch ein lang nicht mehr gespürtes Gefühl zurück. Sie spürte, wie sich ihr Herz zusammenzog, wie ihre Augen feucht wurden und sie tatsächlich in den nächsten Sekunden anfangen würde zu weinen.
    All ihre Last von vielen vielen Jahren lag ihr schwer auf der Seele. Die Träne, die sich nun langsam ihren Weg hinab bis zu ihrem Mundwinkel bahnte, war nur ein Tropfen des reissenden Flusses, der sich Kummer und Leid nannte.
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    Beitrag  Arturius Sa Aug 15, 2009 1:14 pm

    Er seufzte wieder, als sie ihre ersten Fragen gestellt hatte und dann, als er schon im Ansatz bemerkte, dass sie wohl vor ihm auf die Knie fallen würde, so ging er mit ihr hinab. Beinahe zeitgleich. Die Arme streckte er nach ihren Schultern aus und hielt sie dort fest, sofern sie das zulassen würde.

    Nicht doch.

    Sprach er ihr sanft, aber bestimmt entgegen, ehe er den Blick wieder sinken ließ. Was sollte er nur machen? Er hatte genug eigene Bürden zu tragen. Jetzt auch noch auf eine desorientierte, auf sich allein gestellte junge Frau aufpassen? Wie sollte er...? Er schüttelte daraufhin den Kopf und atmete erneut aus, ehe er den Blick wieder anhob und nun erkannte, dass sie zu Weinen anfing.

    Nicht doch...

    Wiederholte er dann ein weiteres Mal und auch, wenn er nicht wusste, ob sie es zulassen würde, so versuchte er doch zumindest, sie leicht an sich zu ziehen und Trost zu spenden. Er hätte sie umarmt, hätte ihr durch das Haar gestrichen und die Decke angestarrt, flehend zum Allmächtigen dort im Himmel, dass es für dieses Mädchen doch noch eine schöne Zukunft geben möge. Aber er konnte dafür nicht sorgen. Die Arbeit bei der Garde, sein Dorf. Alles, was er im Augenblick tun konnte, war Arbeit für sie zu suchen. Aber das, so wusste er, war nun noch zu früh gewesen.
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    Beitrag  Nialya Sa Aug 15, 2009 1:32 pm

    Nialya erkannte, dass er ihr nichts Böses wollte.
    So wie er sich nun vor sie hockte, nein, das konnte nicht sein.
    Als er sie anfasste, zuckte sie leicht zusammen, doch sie liess es zu.
    Mit ihren dunkelbraunen Augen blickte sie ihn an, mit einer Hand ihre Tränen wegwischend.
    Wird es für sie ein neues Leben geben?
    Noch weiss sie nicht, ob er sich um sie kümmern würde oder nicht.
    Er hatte sich noch nicht geäußert und dennoch hoffte sie es inständig.
    Es muss doch irgendwen geben, dem sie vertrauen könnte? Oder gehört dies erneut zu ihren Wünschen und Gedanken, die sie nicht denken darf?
    Als er versuchte, sie sanft zu sich zu ziehen, liess sie es erst zögerlich zu, schliesslich lehnte ihr Kopf an seiner Schulter, sie schloss die Augen und wimmerte leise.

    "Wer seid ihr..?" erneut fragte sie ihn mit zittriger Stimme, nachdem er ihr beim ersten Mal keine Antwort drauf gab.

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    Beitrag  Arturius Sa Aug 15, 2009 1:46 pm

    Also hielt er sie fest, strich ihr durchs Haar und blickte weiterhin ins Nichts.

    Arturius. Ich gehöre zur Garde des Prinzen.

    Stellte er sich kurz und knapp vor, ehe er den Kopf zur Seite drehte und wiedereinmal seufzte. Er schloss die Augen, hoffte, er konnte ihr zumindest ein wenig Trost spenden.
    So knieten also beide auf dem Boden, er hielt sie fest in seinen Armen, während sie höchstwahrscheinlich an seiner Schulter weinte.


    Du solltest dich ein wenig ausruhen. Ich sorge dafür, dass du diese Nacht hierbleiben kannst. Und morgen...morgen werde ich mich nach einer neuen Bleibe für dich umsehen. Und wenn du dann irgendwann soweit bist, suchen wir gemeinsam nach einer kleinen Beschäftigung für dich. Vielleicht schneiderst du ja gern, oder sammelst Kräuter...

    Er erzählte einfach vor sich hin, während er sich ausmalte, welche Tätigkeiten sie alles verrichten konnte. Die Schneiderin und der Apotheker waren doch sehr nett gewesen und hätten ihr mit Sicherheit Arbeit gegeben. Oder der Priester? Eine Arbeit in der Kirche? Nein...vielleicht doch nicht so praktisch. Menschen, die ihr ihr Leid klagten und das, obwohl sie doch selbst genug erlebt und gelitten hatte. Armen Menschen helfen? - Er wusste es nicht. Aber noch sollte er sich auch keine Gedanken darum machen. Vorerst stand im Mittelpunkt, sie wieder auf die Beine zu kriegen. Die gebrochene Seele zu heilen. - Er seufzte, als ihm bewusst wurde, dass die Chancen recht hoch waren, dass er ihr zukünftiger Heiler werden würde...
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    Beitrag  Nialya Sa Aug 15, 2009 2:20 pm

    "Arturius..." sprach sie leise aus. Ein schöner Name, er gefiel ihr. So wie ihr auch allmählich die Situation gefiel. Er scheint tatsächlich anders zu sein.

    Sie hob ihren Kopf und blickte ihm in die Augen.
    "Ich... weiss nicht, was ich gerne tue.. " ihre Stimme klang zweifelnd.
    "Alles, was ich bisher tat, geschah gegen meinen Willen, es machte keinen Spaß. Ich... ich wollte mich wehren, aber ich konnte nicht... es tut so weh." Sie schlug traurig ihre Augen nieder, als sie schliesslich zu seinen Worten nickte.

    "Ja... ich.... werde mich ausruhen." sprach sie dann und erhob sich langsam.
    Sie stand noch einen kurzen Moment vor ihm und blickte auf ihn herab. Seine dunklen Haare fielen ihm zum Teil ins Gesicht, was ihr das erste Mal seit langem ein vorsichtiges zaghaftes Lächeln ins Gesicht zauberte.
    Dann verhärtete sich ihr Blick wieder und sie ging barfüßig zu ihrem Bett zurück. Sie setzte sich hin und schaute ihn noch einmal an.

    "Danke..." kam es ihr leise über die Lippen, während sie erneut spürte, wie die innere Anspannung sie zu zerreissen drohte.
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    Beitrag  Arturius Sa Aug 15, 2009 8:20 pm

    Er ließ sie aufstehen, zog seine Arme zurück und blickte ihr nach, als auch er sich endlich erhob und ihr langsam folgte. Vor ihr blieb er stehen, schaute zu ihr herunter und versuchte ihr dann ein beruhigendes Lächeln zu schenken.

    Ich denke, wenn du dich wieder gesund fühlst, werden wir dich dem Apotheker zur Seite stellen. Kräuter sammeln sollte für den Anfang gut sein. Es wird natürlich keine harte Arbeit sein, du bist an der Luft und kannst dein neues Leben genießen. Vielleicht hast du gar Glück und Enorin kann dir ein Zimmer geben. Ich werde mit ihm reden.

    Er nickte ihr dann zu, wollte ihr gar noch einmal über den Kopf streicheln, unterließ es aber, als ihm wieder bewusst wurde, was ihr alles passiert sein musste. Also verwarf er den Gedanken schnell wieder, lief einige Schritte rückwärts in Richtung Tür, bevor er sich herumdrehte und sie öffnete.
    Noch einmal blickte er zurück zu ihr.


    Ich werde die Nacht über unten im Wirtshaus bleiben. Wenn etwas ist, scheu dich nicht, herunterzukommen.

    Er wollte die ganze Nacht indirekt bei ihr bleiben? Nicht schlafen? Im Wirtshaus sitzen? Gut, er hätte sich auch ein Zimmer neben ihren nehmen können, allerdings hatte er noch immer kein Gold, um eben jenes zu bezahlen. Also musste man sich eben anders helfen.
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    Beitrag  Nialya Sa Aug 15, 2009 11:17 pm

    Nialya schaute zu ihm auf und nickte leicht.
    "Ja Herr" entkam es ihr -mehr aus Gewohnheit als aus Absicht- über die Lippen und damit bestätigte sie seine Aussage, vielleicht dem Apotheker helfend zur Hand zu gehen.

    Als er sie anlächelte, legte sie sich sichtlich beruhigter ins Bett, auf die Seite, mit dem Blick zur Tür gerichtet und die Hände unter ihrem Gesicht vergraben.

    Ihre dunklen Augen musterten ihn, als er sprach, er würde unten sein, falls was sei.
    Ein Gefühl der Sicherheit überkam sie das erste Mal seit Ewigkeiten.
    Sie schloss die Augen und dachte nach.

    Das erste Mal seit langem malte sie sich kleine feine Zeichnungen über ihr möglicherweise besseres Leben in Zukunft aus, und während sie vor sich hin sinnierte, huschte ein Lächeln über ihre Mundwinkel.

    Ein Lächeln - ein Gefühl - ein Hauch von Leben durchströmte ihren zierlichen, geschundenen Körper.

    Noch einmal öffnete sie die Augen, als Arturius die Türklinke bereits in der Hand hielt.

    "Arturius...?" Ihr Stimme klang leise und bittend, mit einem Hauch von Sorge, ob ihr diese Bitte überhaupt gestattet sei. "könntet Ihr mir dieses Mädchen.... " Sie dachte an das junge Mädchen, die Tochter des Wirtes, die sie versorgen wollte und ihr neue Kleider reichen wollte. "Ich ... möchte dieses Zeug nicht mehr tragen..." Sie zupfte schliesslich an ihrem Oberteil herum, es war zwar sauber, aber es erinnerte sie zu sehr an die Überfahrt, auf der es ihr nicht wirklich besser ging als in ihrer Heimat. Sie möchte endlich mal was anständiges tragen, vielleicht ein hübsches Kleid? Sie trug nämlich bisher eine einfache dunkle Leinenhose, nicht wirklich schön, aber wenigstens sauber, dazu ein passendes Leinenhemd, welches ebenfalls sauber war. Aber für eine junge Frau wie sie nicht wirklich angemessen.

    In der Hoffnung, dass ihr diese Bitte gewährt wird, schaute sie ihn an.






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    Beitrag  Arturius So Aug 16, 2009 2:27 pm

    Stimmt. Er hatte das Mädchen zwar darum gebeten, sich um sie zu kümmern und ihr Essen und Trinken zu geben, aber an neue Sachen dachte er nicht. Also nickte er nur stumm, als er ihre Bitte vernahm, ehe er nun endgültig die Tür öffnete und nach draußen lief. Im Gang angekommen seufzte er noch einmal leise, bevor er langsamen Schrittes die Stufen hinunterlief und zum Wirt blickte.

    Herr, Ihr habt doch gewiss noch einige Sachen Eurer Tochter im Schrank, die Ihr der Kleinen leihen könntet? Ich komme dafür auf, sobald ich meinen Sold erhalten habe...

    Ein wenig ungehalten blickte der Wirt zwar schon, nickte dann aber jedoch und deutete seiner Tochter an, einige Sachen, die der jungen Frau passen dürften, aus dem Schrank zu suchen. Arturius selbst ließ sich an der Theke nieder, vergrub den Kopf in den Händen und bestellte sich ein Wasser. Der Wirt bediente natürlich seinen Gast, ehe er zu sprechen anfing.

    "Was wollt Ihr mit der Kleinen jetzt machen?"

    Wenn ich das nur wüsste...

    "Wenn sie vielleicht Arbeit sucht, ich könnte noch eine Bedienung gebrauchen."

    Arturius blickte daraufhin auf, erneut den Wirt an, der ein Lächeln versuchte, ehe er sich daran machte, seine Becher abzutrocknen.

    Verzeiht, aber das halte ich für eine weniger gute Idee. Zumindest für den Anfang. Wenn sie hier bedient, wird sie am Abend zuhauf Betrunkene um sich haben...ich denke nicht, dass ihr das unbedingt Spaß machen würde. Ich werde etwas anderes finden müssen.

    Die Tochter trat daraufhin auch schon aus der Tür und stellte sich neben den Gardisten, ihm ein einfaches, beigefarbenes Kleid entgegenhaltend. Es sah nicht besonders fein aus, aber auch nicht gerade wie der dreckigste Lumpen, eben ein einfaches Kleid für die normale Bevölkerung.

    "Ich hatte leider nie die Zeit, es zu tragen. Ich...passe da nicht ganz hinein...und mich hineinzwängen wollte ich auch nicht unbedingt."

    Die Kleine lief daraufhin ein wenig rot an, bevor Arturius sie anlächelte und dann schließlich nickte.

    Ich glaube, wenn du in dieses viel zu enge Kleid passen würdest, wärst du auch nicht mehr so hübsch anzusehen, wie du es gerade bist.

    Meinte er dann ein wenig breiter lächelnd. Und auch die Kleine lächelte nun wieder, drückte das Kleid an sich und nickte ihm zu, ehe sie hastig die Stufen hinauflief, um das Kleid Nialys zu präsentieren. Sie würde dort mit Sicherheit hineinpassen.
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    Beitrag  Nialya So Aug 16, 2009 4:30 pm

    Nialya hörte zierliche Schritte auf dem Flur und hoffe, dass es die Tochter des Wirts sein würde.
    Als diese mit einem zuvorigen Klopfen die Tür öffnete, atmete Nialya erleichtert aus und setzte sich in ihrem Bett auf.

    "Ich... danke Euch.. " sprach sie leise zu dem Mädchen, die sichtlich verunsichert war.

    "Es ist ein Kleid von mir, ich hoffe, es gefällt Euch..." das Mädchen sprach hektisch und knickste. Nialya schaute sie verwundert an und nickt dann leicht.
    "Hauptsache, etwas anderes als meine Kleidung... "erwiderte sie, ohne Rücksicht darauf, dass sie dem Mädchen damit vielleicht weh tun könnte.
    Sie nahm das beigefarbene Kleid entgegen, faltete es auseinander und hielt es sich vor den Körper.

    "Danke, es ist... schön.... " antwortete sie nur knapp, um es wieder gut zu machen.
    Das Mädchen lächelte verstohlen und blieb wie angewurzelt stehen, wollte sie doch wenigstens das Kleid einmal an einer anderen Person sehen, wenn sie es denn schon nicht selbst tragen konnte.

    Doch Nialya zögerte, sie wollte alleine sein, doch wie sollte sie es dem Mädchen klar machen?
    "Ich würde jetz gerne schlafen... " sprach sie dann leise und machte Anstalten, das Kleid beseite zu legen.

    "Natürlich, einen ruhigen Schlaf wünsche ich..." antworte das Mädchen und eilte hinaus, sichtlich verlegen, und schloss die Tür hinter sich.

    Nialya überlegte einen Moment, dann zog sie hastig ihre alte Kleidung aus und schlüpfte in das angenehme Kleid. Ein wohliges Gefühl durchlief ihren Körper.
    Schliesslich legte sie sich erneut ins Bett, starrte noch etwas durch das Zimmer und versuchte zu schlafen.

    Nach einer Weile, in der sie krampfhaft versuchte, Ruhe zu finden, schlug sie die Augen auf.

    Hatte Arturius nicht gesagt, er würde unten sein, wenn was wäre?
    Sie erhob sich, richtete ihr Kleid zurecht und betrachtete sich noch einmal von oben.
    Es war in der Tat ein einfaches, aber dennoch hübsches Kleid. Die verspielten Schnüre, die sich vor ihrer Brust und dem Bauch kreuzten und am Ende zusammengeknotet waren, sahen recht raffiniert aus. Es war wie für sie gemacht, nicht zu eng, aber dennoch genau richtig. Das Oberteil legte sich figurbetonend über ihren Körper und fiel von der Hüfte abwärts weich hinab.

    Sie öffnete leise die Tür und schlich auf nackten Füßen den Flur entlang. Sie wusste nicht einmal welche Tageszeit sie nun hatten, und zuckte beim kleinsten Knarren zusammen.
    Unsicher blieb sie immer wieder stehen, und blickte sich um, bis sie die Treppe erreichte, die zur Wirtsstube hinab führte.
    Mit einer Hand am Geländer schritt sie langsam Stufe um Stufe hinab, blickte noch einmal hinauf, um dann die letzten Stufen zu überwinden.

    Auf der letzten Stufe angekommen entdeckte sie Arturius an einem Tisch nahe der Treppe sitzen und flüsterte leise seinen Namen: "Arturius...."

    Sie wartete auf eine Reaktion.
    "Ich.. kann nicht schlafen..." ehrfürchtig schaute sie durch den Raum und blickt ein wenig verunsichert zu dem Wirt, der sie nun anstarrte und aufhörte, seine Gläser zu polieren.
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    Beitrag  Arturius So Aug 16, 2009 4:47 pm

    Er hatte sich inzwischen in ein leichtes Gespräch mit dem Wirt vertieft und trank seinen zweiten Becher Wasser, als er auch schon leise Schritte auf der Treppe vernahm und sich herumdrehte. Die Tochter des Wirts lief gerade breit grinsend die letzte Stufe herunter, ehe sie zu ihrem Vater rannte und ihm einen leichten Kuss auf die Wange hab. Dann verschwand sie in der Küche und ließ einen verwirrten Wirt zurück. Er zuckte dann jedoch die Schultern und polierte weiter.

    "Sie wird jetzt sicher schlafen."

    Ja. Das denke ich auch. Sie sah geschafft aus.

    "Wie wäre es, wenn Ihr Euch auch hinlegt, es ist schon spät und Ihr seht müde aus."

    Eine gute Idee. Wieviel bekommt Ihr für das Wasser?

    "Oh. Ein Glas Wasser kann ich immer noch für umsonst herausgeben, verratet es nur keinem."

    Der Wirt blinzelte dem Gardisten daraufhin aufmunternd zu, ehe er endlich seinen sauberen Becher in das Regal stellte. Arturius war in der Zwischenzeit aufgestanden und auf dem Weg zur Tür, als er auch schon seinen Namen hörte. Doch nicht schlafen? - Er drehte sich nur langsam herum, sah Nialya dort am Fuße der Treppe stehen, bekleidet in das neue Kleid und es sah...gut an ihr aus.

    Du kannst nicht schlafen?

    Na prima. Und was sollte ich da jetzt bitte machen? - Er wandte den Blick daraufhin leicht zur Seite und betrachtete den Boden. Nachdenklich. Nicht schlafen können. Was war ein Mittel dagegen?

    Wie wäre es, wenn wir ein wenig spazierengehen?

    Schlug er dann schließlich vor, sie wieder anblickend.
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    Beitrag  Nialya So Aug 16, 2009 5:04 pm

    Endlich nahm sie auch die letzte Stufe der Treppe und wandte sich zu Arturius, der schon an der Tür stand.

    "Ihr...wolltet gehen?" sprach sie leise, fast schon zaghaft.

    Ihr Blick wanderte zu ihm, sie schluckte bei dem Gedanken daran, dass er sie wohl tatsächlich hier alleine gelassen hätte.

    "Darf ich mit....? Ich bekomme kein Auge zu...." Ihre dunklen Augen blickten ihn flehend an, sie wollte nicht allein in ihrem Zimmer hausen und nicht schlafen können. Zuviel ging ihr im Kopf herum, als dass sie zur Ruhe finden könnte.

    "Spazierengehen, das wäre wohl eine gute Idee..." sie nickt leicht, dabei fallen ihre dunkeln Haare sanft über ihre Schultern.




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    Beitrag  Nialya Di Aug 18, 2009 5:48 pm

    Nialya liess sich erschöpft aufs Bett sinken. Sie war aufgeregt, innerlich zerwühlt. Sie sollte arbeiten, Kräuter beschaffen für den Apotheker und die Schneiderin. Sie sollte eine neue Unterkunft bekommen, im Schloss. All die Aufmerksamkeit der Leibwächter Arturius und Drakion lagen nun auf ihrer Person. Ausgerechnet auf ihr, die doch nur eine unscheinbare unbedeutende Sklavin war.... ja sie WAR es, doch nun? Nun wurde sie zwar behandelt wie ein rohes Ei, aber das brauchte sie auch noch. Dennoch hat sie das klitzekleine -noch recht unbekannte- Gefühl, frei zu sein, auch wenn sie es noch nicht wirklich geniessen kann. Zu tief sitzt noch immer der Schock, die schreckliche Vergangenheit. All das auszulöschen und mit Freude am Leben umherzustreifen, das würde ein harter und langer Weg werden.

    -------------------
    Als Nialya mit Arturius durch Randol spazierte, da sie nicht schlafen konnte, stellte ihr dieser seinen Hauptmann Drakion vor. Nialya war zwar skeptisch, aber da auch er zur Leibgarde gehörte wie Arturius, schenkte sie ihm einen Funken Vertrauen. Zwar nicht viel, aber mehr als jedem anderen Bürger der Stadt.
    Drakion war sehr hilfsbereit, er und Arturius begleiteten sie hinaus. Es wurde ihr zu eng in der Stadt.
    Er zeigte ihr die Energiefelsen, von dessen Wärme sie ganz angetan war, und auch die Kräuter, mit denen sie sich in naher Zukunft beschäftigen würde, haben sie besucht.
    -------------------

    Nialya strich sich nachdenklich durchs Haar, sie liess ihren Blick durch das Zimmer gleiten und seufzte leise.
    Nun saß sie hier, eigentlich sollte sie sich ja ausruhen, und der Spaziergang hatte ihr auch eine gute Portion Müdigkeit verschafft, doch an Schlaf war irgendwie nicht zu denken.
    Sie wollte reden, doch mit wem?
    Als Drakion ihr die Mühle zeigte, kamen ihr all die Erinnerungen aus ihrer Kindheit hoch und als sie nun in ihrem Zimmer auf dem Bett sitzend daran dachte, überkamen sie die Tränen und sie weinte still vor sich hin.
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    Beitrag  Nialya So Aug 23, 2009 12:21 pm

    Über ihren Kummer hinaus muss Nialya eingeschlafen sein. Sie lag schräg im Bett, als sie die Augen öffnete und bemerkte, dass ihre Beine noch halb über die Bettkante hingen und sie ihr Gesicht im Kissen vergraben hatte.
    Sie erhob sich und wischte sich seufzend über die Augen.

    Sie hatte Arturius und Drakion schon länger nicht mehr gesehen. Die letzten zwei Tage verbrachte sie in ihrem Zimmer beim Wirt, doch wie lange würde sie hier noch wohnen dürfen? Jeden Abend dachte sie darüber nach, wie es nun weitergeht und jeden Abend vergoss sie Tränen. Wann würde das endlich aufhören?
    Sie schlich leise durch ihr Zimmer, fuhr sich mit den Fingern mehrmals durch ihr langes pechschwarzes Haar und streifte ihr Kleid glatt.
    'Es muss sich was ändern, ich will hier nicht versauern' dachte sie sich.

    Als sie die Türklinke in die Hand nahm, zögerte sich noch einen Moment. Es kostete sie sehr viel Überwindung, doch sie musste es tun. Oder war es ein Test?
    Nialya war sich unsicher, was, wenn sie jemand sieht? Was ist, wenn sie den falschen Leuten begegnet? Dann dachte sie an die Garde und ihr Herz beruhigte sich ein wenig.
    Sie drückte die Türklinke hinunter und öffnete die Tür - alles war ruhig.
    Sie schlich leise die Treppe hinab, doch auf der Hälfte des Absatzes hielt sie inne.
    Verdammt - ohne Messer wird das nichts!
    Sie huschte schnell zurück in ihr Zimmer, nahm das Kräutermesser, welches sie erhalten hatte und eilte wieder hinaus. Leise und vorsichtig, um ja nicht aufzufallen, ging sie die Treppe hinab.

    Als sie unten ankam, kam ihr schon freudestrahlend die Tochter des Wirts entgegen.
    "Mylady! Da seid Ihr..." Nialya legte behutsam einen Finger auf ihre eigenen Lippen, um dem Mädchen zu signalisieren, sie solle leise sein. Sie möchte nicht auffallen. Niemand soll wissen, das sie ihr Zimmer verlassen hatte. Das Mädchen nickte stumm mit großen Augen und knickste. 'Warum behandelt die mich als wäre ich eine feine Dame? Ich bin doch nur.... ' kam es Nialya in den Sinn, doch dann begriff sie. Sie trug noch immer das Kleid des Mädchens, welches dieses scheinbar über alles liebt und es machte sie glücklich und zufrieden, es zu sehen. Ein leichtes Lächeln huschte über Nialyas fahles Gesicht. Sie war zwar mittlerweile wieder bei Kräften, aber bis ihre zerschundene erschöpfte Haut wieder gesund aussah, das würde wohl noch ein Weilchen dauern.
    Sie eilte zur Tür des Wirtshauses und ging hinaus, hinterliess eine strahlende Wirtstochter, die hoffentlich nichts sagte.

    Als sie die Straßen Randols betrat, schaute sie sich ehrfürchtig um.
    Es waren nur wenige Menschen hier, einige trieben bereits am frühen Morgen Handel, und schienen so vertieft, dass eine so unscheinbare Gestalt wie Nialya wohl kaum auffiel.
    Sie schlug den direkten Weg ein, den Drakion ihr gezeigt hatte, hinaus aus dem Westtor, dann weiter in Richtung NordWest, der Sonnenstand half ihr dabei, den Weg zu finden.
    Kaum tat sie ein paar Schritte über die Brücke, entdeckte sie auch schon die Mühle. 'Da muss es sein' sprach Nialya leise zu sich und eilte hinüber. Und tatsächlich. Sie fand das Feld mit den Kräutern.

    Sie zog ihr kleines Messer, roch einmal an den wohlriechenden Kräutern und lächelte, das erste Mal seit langem, offen und ehrlich.
    "Welche soll ich denn ernten? Eigentlich ist das doch egal, oder nicht?" Sie schien zu überlegen, ungeahnt dessen, dass sie in wenigen Minuten keine große Zeit mehr zum Überlegen, sondern nur noch zum Handeln hätte.

    Sie schnitt ein paar Kräuter, legte sie ein säuberlich in ihren kleinen Beutel, doch merkte sie schnell, dass sie wohl demnächst sich einen Korb besorgen müsste.
    In Gedanken versunken schnitt sie noch eine Wurzel, und als sie sich hinabbeugte, um sie zu den anderen zu legen, hörte sie ein Fletschen hinter sich.
    Ihr Herz setzte aus, Drakion sagte doch, die Wölfe tun nichts?
    Sie schaute sich um, und blickte in die glühenden Augen eines Werwolfes.
    Er riss sein Maul auf, sein Gejaule, sein Fletschen, es machte ihr schreckliche Angst!

    "NEIN...." schrie sie. "HILFE....!!! " Sie hatte in der Vergangenheit viel über sich ergehen lassen, aber dieses hier würde ihr sicherer Tod bedeuten.
    Es war aussichtslos!
    Nialya wankte ein paar Schritte zurück, panikdurchflutete Augen starrten auf diese Kreatur, sie fiel in die Kräuter hinein.
    Der Wolf hatte Blut geleckt, er wollte SIE.
    Als er über sie herfiel, hielt sie schützend ihre Arme vors Gesicht, das Messer noch immer in der Hand.
    Es gab einen gellenden Schrei dieser Bestie, als sie sich selbst aufspiesste, am Kräutermesser Nialay's.

    Sie roch den fauligen Atem, es überkam ihr, sie hätte sich am liebsten übergeben, doch sie unterdrückte dieses Verlangen, auch wenn es ihr noch mehr Übelkeit bescherte.
    Bevor dieses Biest über ihr zusammensacken konnte, zog sie ein Bein an und stiess es mit erhobenen Knie von sich herunter. Es war schwer und pelzig und durch und durch widerlich.
    Sie rappelte sich auf. Sie zitterte am ganzen Leib, das Messer konnte sie nur schwer halten, doch es war noch nicht vorbei. Mit letzter Kraft versuchte das Untier noch, Nialya zu packen, zu groß war die Gier.
    Aus einem letzten Akt der Verzweiflung und purer Angst stiess Nialya das Messer ins Herz des Wolfes. "Aaaaaaaahhhhhhh...!!" schrie sie laut auf und verstummte dann. Sie blickte auf die Kreatur hinab. Die glühenden Augen waren ausgeglüht, nichts weiter als schwarze Leere, sie starrten zum Himmel.

    Nialya zitterte, sie wich mit weichen Knien von der Seite dieser Gestalt und torkelte rückwärts. In einiger Entfernung liess sie sich zu Boden sinken, suchte Schutz unter den Kräutern. Sie zog die Knie an sich, legte ihre Arme darum und vergrub ihr Gesicht darin.
    Dass ihr Kleid blutdurchtränkt von der Bestie war, war ihr nun auch egal, sie hatte Angst, pure Panik stieg in ihr auf. Sie hatte grade gemordet. Ausgerechnet sie! Sie traute sich keinen Schritt mehr zurück. Was würde man mit ihr machen? Würde man ihr glauben, dass sie sich gewehrt hat? Man kennt sie doch kaum. Und das Kleid? Blutdurchtränkt!

    Wimmernd und schluchzend und am ganzen Leib zitternd hockte sie nun unter den Kräutern und schloss die Augen.


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    Beitrag  Nialya Do Aug 27, 2009 10:12 am

    Nialya wusste nicht wie lange sie dort nun saß, geschweige denn welche Tageszeit nun anbrach, als sie ein leises Rascheln über sich hörte, als würden Blätter über ihr beiseite geschoben werden.
    So war es schliesslich auch, sie kauerte ängstlich unter den Kräutern und starrte in das vermummte Gesicht eines Fremden.
    Ängstlich versuchte sie noch immer auf dem Boden sitzend nach hinten zu rutschen, was ihr mit dem Kleid nur schwerlich gelang.

    "Nein!... Tut mir nichts!" flehte sie die dunkle Gestalt an, doch bevor sie gänzlich in Panik verfiel, liess der Fremde die Kräuter auch schon wieder los, murmelte etwas ähnliches wie: "ach ist nur ein Mädchen" und wandte sich desinteressiert von ihr ab.

    Sie saß dort, wischte sich übers verweinte Gesicht und strich ihr dunkles Haar zurück.
    Warum hatte er sie nicht angesprochen?
    Sie blinzelte durch die Kräuter hindurch zu ihm hinüber und erkannte, dass er -wie selbstverständlich- ein paar Kräuter schnitt. Noch immer erkannte sie sein Gesicht nicht, noch immer war er ihr unheimlich, er sprach nicht mit ihr.
    Sie wandte ihren Blick erneut ab und vergrub ihr Gesicht abermals zwischen ihren angezogenen Knien. Sie bemerkte nicht, was in diesem Moment hinter ihrem Rücken vorging.

    Ein weiterer Wolf schlich sich um den Kräutergarten herum, lauerte ihr auf, und bereit zum Angriff fletschte er auch schon seine Zähne. Erst als sie ihren Kopf hob und sah, dass der Fremde nicht mehr an seinem Platz war, bemerkte sie diese unheimliche Präsenz hinter sich und fuhr ruckartig herum.

    Sie erschrack und hielt ihre Hand vor den Mund, um nicht laut aufzuschreien.
    Vor ihr stand der Fremde, eingehüllt in seinem dunklen Mantel, in der einen Hand ein Messer, mit der anderen liess er gerade den leblosen Leib des Wolfes zu Boden gleiten.

    "Du solltest besser in die Stadt zurückkehren, hier ist es zu gefährlich." sprach der Fremde gleichgültig, ohne die Worte zu betonen und kehrte zurück zu den Kräutern, um mit seiner Arbeit fortzufahren.

    Langsam, ein wenig skeptisch, richtete sie sich nun auf, stand alsbald vor ihm im blutbesudelten Kleid und schaute ihn mit ängstlichen Augen an.

    "Sagt mir wo ich hin soll! Seht mich doch an.. was sollen die leute denken.... ich... ich habe einen Wolf getötet!" Ihre Stimme zitterte, noch nie zuvor hatte sie irgendein Lebewesen getötet.
    "Du hast doch nur einen Wolf getötet, niemand interessiert das hier!" sprach er gelangweilt und machte sich sogleich auf den Weg, um ihr zu zeigen, dass dem tatsächlich so war.
    Mit einen kurzen, sehr schnellen Schnitt löschte er das Leben eines weiteren Wolfes aus.
    "Siehst Du..."

    Nialya war entsetzt, wie kaltblütig er mit dem Wolf umging, aber vielleicht war dies hier tatsächlich so üblich?
    Sie blickte an sich herunter und seufzte schliesslich.
    "Ich kann mich doch so nirgendwo blicken lassen." sprach sie nun leise und verzweifelt.
    Der Fremde beachtete sie nicht, stattdessen verliess er den Kräutergarten und ging davon.
    "Kommt mit" kam ihm nur über die Lippen und liess eine verwirrte Nialya da stehen.
    Sie überlegte einen Moment und schlich, die Arme eng um ihren zierlichen Leib geschlungen, hinter ihm her. Sie folgte ihm bis an den Fluss, wo sie sich endlich waschen konnte.

    Immer wieder blickte sie zu dem Fremden zurück, der sich nunmehr an den Baum gesetzt und sich scheinbar eine Pfeife angezündet hatte. Nialya nahm einen Stein zu Hilfe, um die Blutspur in ihrem Kleid auszuwaschen. Es gelang ihr nur mühsam, schliesslich war ihr Kleid so nass, dass sie es auswringen musste. Mit einem skeptischen Blick hinab nickte sie schliesslich kurz und drehte sich wieder zu dem Fremden um, welcher mittlerweile bereits aufgestanden war und den Weg zurück zur Stadt antrat.

    Nialya blickte ihm verwundert nach und schlich leise in sicherem Abstand hinter ihm her. Er sprach nicht viel und auch sonst war er recht eigenartig. Er behandelte sie so -normal-, sie konnte es sich nicht erklären, aber sie hatte das Gefühl, dass er mit ihr einige Gemeinsamkeiten hatte. Auch sie sprach nicht viel mit Fremden und als sie an ihre ersten Tage in Iris dachte, so war ihr Leben mehr von Angst und Scheu geprägt.
    Auch jetzt noch, nachdem ein paar Tage ins Land gezogen sind, vertraut sie noch immer niemanden, doch dieser Mann erweckte ihre Neugier.
    "Wer seid ihr?" sprach sie leise, grade noch so, dass er es hören konnte. Ohne sich umzusehen, antwortete er kurz und knapp: "Gilan".
    Nialya quittierte diese Antwort mit einem nachdenklichen "mhmm" und begleitete ihn weiter bis in die Stadt.

    Kurz vor den Stadttoren griff sie noch enger um ihren Leib und hoffte, dass das nasse und verschmutzte Kleid nicht für allzu viel Aufsehen sorgte.
    Sie folgte ihm durch die Stadt, es entging ihr nicht, dass ihm auch nicht so ganz wohl dabei ist.
    Folglich wich sie nicht von seiner Seite, schlich stattdessen in gewissen Abstand hinter ihm her. Eigentlich wollte sie ja zum Wirtshaus, doch nach einem kleinen Zwischenfall, in dem ein ihr Fremder sie einfach so ansprach und ihr -ebenso wie eine Fremde- für ihren Geschmack viel zu nahe kam, verlor sie ihr Ziel aus den Augen und ward wieder einmal von Angst durchflutet. Was wollten die Leute von ihr?!

    Gilan hielt inne, blickte sich um und erkannte die missliche Lage Nialya's. Er trat zu ihr und bot ihr -wie stets gleichgültig- an, sie zum Wirtshaus zu begleiten.
    Nialya dankte ihm dies sehr und nach kurzer Zeit erreichte sie die Taverne.
    Sie verabschiedete sich von ihm und versuchte unbemerkt in ihr Zimmer zu gelangen.
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    Beitrag  Nialya Do Sep 24, 2009 4:28 pm

    Die Tage zogen ins Land, Nialya traute sich mittlerweile immer öfter alleine aus ihrem Zimmer und begab sich zu den Kräutern, um sie zu ernten. Immerhin konnte sie mit dem mickrigen Gehalt, was sie dafür erhielt, wenigstens ihr Zimmer bezahlen. Der Wirt war zufrieden und sie hatte wenigstens ein Dach über den Kopf. Dennoch musste sie sich stets Gedanken machen, ob sie sich was Essbares leisten könnte. So schuftete sie tagelang, manchmal sogar bis spät in die Abenddämmerung hinein, um wenigstens noch etwas Gold für einen Leib Brot oder was zu trinken übrig zu haben. Sie war oft sehr erschöpft und musste sich am nächsten Tag aus dem Bett quälen, wenn sie nicht eines Tages eines elendigen Hungertods sterben wollte; oder von den Wölfen zerfleischt, wenn sie eines Tages in der Wildnis nächtigen müsste.

    Sie fühlte sich allein gelassen, Arturius war seit Ewigkeiten nicht mehr bei ihr gewesen und auch von DrakioN hörte sie lange nichts mehr. Gilan, ein jener, der sie vor den Wölfen beschützte, auch er war verschollen. Sie hatte gehofft, ihn eines Tages wieder am Fluss im Westen der Stadt zu treffen, wo sie sich vor einiger Zeit ihr Kleid gewaschen hatte, doch die Hoffnung an jedem neuen Tag schrumpfte mehr und mehr.

    Es würde noch sehr lange dauern, bis sie stark und selbstbewusst genug wäre, um allein in dieser Welt zu bestehen. Im Moment war ihre Seele erneut gebrochen und vereinsamt.
    Sie sprach kaum, nur noch, um etwas zu Essen zu ordern und selbst, wenn sie das Gold für ihr Zimmer bezahlte, legte sie es wortlos auf den Tresen und verschwand auf leisen Sohlen in ihrem Zimmer.

    Es war ein jämmerlicher Zustand, sie hatte keine Freude, keine Aussicht auf Besserung, niemand interessiert sich für ihre Kräuter, aber sie hatte auch nicht genug Mut, sich auf den Marktplatz zu stellen und sie anzupreisen. Dem Zufall hatte sie es zu verdanken, dass eine ältere Dame auf sie aufmerksam wurde, als sie Kräuter erntete, die sie ihr noch vor Ort abgekauft hatte. Seitdem ist diese alte Dame ihre einzige, aber wenigstens treue Kundin.
    Doch wie lange sollte es noch so weitergehen?

    Nialya saß im Schneidersitz auf ihrem Bett und schaut herab. Ihr dunkles Haar fiel zu beiden Seiten gleichmässig neben ihrem Gesicht herab, eine einzelne Träne tropfte auf die weisse, kahle Bettwäsche.

    Wenn sich nicht bald etwas ändert, dann würde sie verzweifeln. Nein - sie IST verzweifelt. Sie wollte nicht mehr. Jeden Tag der gleiche Trott ohne Aussicht auf Besserung. Niemand ist da, der sie dabei unterstützt, und selbst der Herr des Hauses ermahnte sie bereits, dass sie ihre Sachen packen könne, wenn sie mit der Zahlung in Verzug wäre. Welche Sachen? Sie besitzt nichts, ausser ihrem erbärmlichen Leben.

    Sie dachte nach: ihre Vergangenheit lief wie ein Film in ihrem Kopf ab, selbst das Leben war noch aufregender als das hier. Wofür sollte sich das ganze überhaupt lohnen? In ihrem alten Leben war sie sich wenigstens der Mahlzeiten und der Unterkunft sicher, wenn auch zu einem sehr teuren Preis, den sie dafür zahlen musste: ihren Körper und ihre Seele.

    Ein letztes Mal nahm sie das Kräutermesser, wischte sich über ihre verzweifelt dreinblickenden dunklen Augen. Ihr hübsches, doch noch immer fahles Gesicht, hatte sich seit ihrer Ankunft kein Stück verbessert. Sie nah noch immer so kreidebleich und erschöpft aus wie damals. Die Einsamkeit zehrte an ihren Nerven.

    Sie trat aus ihrem Zimmer und ging die Stufen hinab. Als sie sie unten ankam, erblickte sie die Tochter des Wirts und sprach mit gebrochener Stimme: "Lebt wohl und danke für alles."

    Das Mädchen schaute sie verwirrt an, erblickte das Messer in ihrer Hand und eilte, ohne ihr zu antworten, in den hinteren Teil des Gebäudes.
    Nialya wartete nicht, es war ihr egal, was das Mädchen wollte. Was Nialya wollte, das wusste sie jedoch ganz genau.

    Sie schlich mit gebrochener und enttäuschter Seele durch die Stadt, verliess diese durch das Westtor und ging langsam zu der Stelle am Fluss unter dem Baum, um sich ans Ufer zu setzen und die Beine im Wasser baumeln zu lassen. Niemand interessierte sich auf dem Weg dorthin für diese kleine zierliche und bedauernswert ausschauende Gestalt.

    Nialya war verzweifelt... mit leerem Blick schaute sie auf die Mauern der Stadt und begann zu schluchzen: "Warum... warum hast du mich da rausgeholt, WARUM?!" Sie blickte wutentbrannt und zugleich traurig gen Himmel und schrie diese Worte heraus, ein kleiner Versuch der Befreiung ihrer Seele, von dem aber nichts mehr zu spüren war, nachdem diese Worte ihren Mund verliessen. "Wo bist du, wenn du gebraucht wirst? Warum bin ich alleine, so verdammt alleine?!"
    Ihre Seele schrie, auch dann noch, als sie längst wieder verstummte.
    Sie dachte an die Personen, die sie hier so herzlich wie möglich aufgenommen hatten, viel Hoffnung hatte sie in sie hineingelegt, zu viel wie es schien.
    Sie fühlte sich einsam und es tat verdammt weh.

    Aber vermutlich würde dies selbst den Schmerz übertünchen, den sie erleiden würde, wenn ihr Blut das Wasser langsam rot verfärbt.... wenigstens wäre sie dann frei - wirklich frei!

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    Beitrag  CloudKnight So Sep 27, 2009 7:58 pm

    ...es war bereits spät am Abend, als der Führer des Dragonerordens seine letzten Patrolliengänge durch Randol beendete.
    Es war wieder ein langer Tag gewesen, und die Ereignisse der letzten Zeit lagen nun doch schwer auf seinem Gemüt.
    Er wollte etwas Abstand, ein wenig Ruhe für sich, fernab des Städtischen Troubles, also tat er das, was ihm schon des öfteren geholfen hatte ein wenig zu sich zu finden und nachdenken zu können.

    Er verlies für einige Stunden die einengenden Mauern Randols, und schlenderte Gedankenverloren den kleinen Fluss westlich der Stadtmauern entlang, nur das plätschern des Wassers, das vereinzelte Singen einiger Vögel und das nächtliche zirpen der Grillen begleitete ihn.
    Ja; es war viel geschehen in der letzten Zeit, nicht zuletzt dieses schreckliche Verbrechen in einem der Wirtshäuser lies ihn nicht los, doch hier, in dieser stillen und friedlichen Umgebung konnte er wenigstens für einige Momente Ruhe finden, und seine Bürde für eine kurze Zeit ablegen.

    Als er weit genug weg von der Stadt war; gerade so war der Lichtschein der Fackeln der Torwächter noch zu erkennen; setzte sich Cloud in den Schatten einer der alten Eichen, die die Uferböschung vereinzelt säumten, welchen das Licht des Mondes warf, der heute nacht in voller Größe über dem Land stand.
    Es war eine klare Nacht, die Sterne standen hell leuchtend am Firmament, und voller Sehnsucht betrachtete der müde Krieger dieses Bild am Himmelsrand.

    Natürlich, er hatte hier in Iris eine neue, eine gute Heimat gefunden, man hatte ihn warmherzig willkommen geheißen, und auch sein trauerndes Herz war endlich jemandem begegnet, einer wundervollen Elfenmaid mit Namen Jashina, die es tatsächlich geschafft hatte den Schmerz in seinem Innersten ein wenig zu lindern.
    Sie gab ihm wieder Hoffnung, ließ ihn wieder an die Kraft der Liebe glauben, und so saß er nun da, an sein Herz denkend und ihr lächelnd in Gedanken für ihre Liebe zu ihm dankend.

    Und dennoch....

    Er vermisste seine Heimat, dachte jeden Tag an seine Zieh-Eltern, die alten Freunde und die vielen seines Volkes die in diesem verfluchten Krieg ihr Leben gelassen hatten.
    Er war jetzt nicht mehr allein, das wusste er, aber dennoch fühlte er sich von Zeit zu Zeit noch sehr einsam.

    So in der Dunkelheit, an die alte Eiche angelehnt, sitzend schweifte er durch seine Gedankenwelt, genoss die kühle Nachtluft, als er mit einem Mal zurückgeholt wurde.
    Er bemerkte eine flinke, zierliche Gestalt, die sich schnell von der Stadt entfernend in seine Richtung bewegte.
    Er beobachtete aufmerksam ihre schnellen, geschmeidigen Bewegungen während sie näher kam, und sich schließlich auf der anderen Seite des Flusses ebenso wie er unter einer der alten Eichen niederlies.
    Sie schien ihn nicht zu bemerken, und so wollte er es auch belassen, denn sie suchte wohl ebenso die Ruhe wie er, also blieb er schweigend in der Dunkelheit sitzen, sie dennoch aufmerksam musternd.

    Sie war jung, von zierlicher Gestalt, ihr dunkles Haar umspielte ihr zartes Gesicht auf eine doch sehr schön anzusehende Weise, und doch schien sie traurig und einsam zu sein; er konnte es beinahe spüren denn ihre Augen sprachen eine mehr als deutliche Sprache.

    Cloud hatte diese junge Frau schon des öfteren gesehen, war sie nicht jenes Mädchen welches Arturius einst vor diesen Sklavenhändlern gerettet und sie befreit hatte?
    Er war sich nicht ganz sicher, doch was er sicher wusste war das sie eine nicht allzu erfolgreiche Kräuterhändlerin war, die es jedoch kaum schaffte , ihre Ware sehr gewinnbringend zu verkaufen, da sie ein sehr schüchternes Wesen ihr eigen zu nennen schien.

    Wen wunderte es, das sie so schüchtern war, war sie doch bissher immer nur Menschen begegnet die sie erniedrigt, gequält und versklavt hatten.
    Er kannte es aus eigener Erfahrung, war er doch selbst einst ein Sklave gewesen....
    Sie tat ihm leid, wie sie dort saß, ihre kleinen Füße in das kühle Wasser legend, doch dann geschah etwas, das ihn zum Handeln zwang, denn noch länger einfach tatenlos zusehen konnte er nicht länger.

    Voller Verzweiflung schrie diese junge Frau ihre Trauer heraus, und setzte dazu an ihr ärmliche Existenz mit ihrem Messer zu beenden, indem sie sich selbst eine tiefe Schnittwunde zufügte und ihr warmes Blut mit dem stetigen Fluss des Wassers davonfließen lies.

    Cloud hatte lange genug zugesehen, er entschloss sich nun endlich zu handeln, ihr zu helfen, ihr wieder Hoffnung zu geben wie es auch ihm zuteil geworden war.
    Geräuschlos stand er auf, mit schnellen Schritten die seichtere Stelle des Flusses ansteuernd setzte er mit behennden Bewegungen über diesen und war mit wenigen Sätzen bei ihr.
    Noch immer völlig unbemerkt von ihr; denn er konnte sich sehr leise bewegen, immer im Dunkel bleibend; stand er plötzlich hinter ihrem Baum, trat nun hervor in das helle Licht des Mondes und kniete sich ohne ein Wort neben sie, ihr mit einem gütigen Lächeln stetig in die Augen blickend griff er sanft ihre Hand und nahm ihr vorsichtig das Messer, warf es achtlos in das Flussbett und betrachtete aufmerksam die Schnitte, die sie sich selbst zugefügt hatte.

    Er atmete auf, glücklicherweise war er in der Nähe gewesen, denn das hier hätte traurig enden können, doch noch war es nicht zu spät ihre Wunden zu heilen.
    Langsam, vorsichtig und gefühlvoll legte er ihr seine Hände auf die Verletzung und ließ die alte in ihm schlumernde Kraft des Drachen aufleben, seine Hände leuchteten schwach auf, und er begann seine eigene Lebenskraft auf sie zu übertragen und so ihre Wunden noch immer wortlos lächelnd zu heilen.

    Während er so dasaß und ihr liebevoll in ihr nun sehr erschrockenes Antlitz blickte, sie die Wärme seines eigenen Lebens Odems spüren ließ, begann er mit sanfter Stimme zu sprechen:
    "Tut das nicht mein Kind, dies ist mit sicherheit nicht euer Weg, das Schicksal will das ihr lebt, sonst wären wir einander nicht hier begegnet."
    Während er seinen Lebensfaden mit dem ihren verbunden hatte spürte er das ihn diese Heilung sehr viel Kreaft kosten würde, und das er allmählich schwächer wurde, doch ließ er sich nichts dergleichen anmerken, denn er nahm noch etwas anderes war; diese junge Frau trug schwere Narben auf ihrer Seele, und so verstärkte er nur den Fluss der Lebenskraft um ihr wenigstens ein klein wenig Linderung zukommen lassen zu können, ihr ein wenig Wärme für ihre frierende Seele zu geben.

    In seinen Augen nur Güte setzte er erneut an:"Nennt mich Cloud, Freund, oder wie auch immer ihr mich nennen wollt, doch sagt mir mein liebes Kind, wie darf ich euch nennen? Unter welchem Namen soll ich euch kennen?"
    Er legte seinen Kopf leicht schräg, seine Hände noch immer aufgelegt seine Kraft mit ihr teilend, blickte er sie nun neugierig mit glänzenden, ehrlichen Augen an und wartete geduldig ab......
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    Beitrag  Nialya Mo Sep 28, 2009 9:48 am

    Kein Schrei, kein schmerzverzerrtes Gesicht - ohne mit der Wimper zu zucken tat sie es. Sie nahm das Messer, setze es an und.... .
    Sie wusste es! Selbst dieser Schmerz war im Gegensatz zu dem, der auf ihrer Seele lag, nichts.
    Als das Blut warm und weich über ihre Hand lief und sich schliesslich mit dem Fluss vereinte, stiegen ihr Tränen in die Augen. Doch was waren es für Tränen? Tränen der Erleichterung, bald erlöst zu sein?
    Mit leerem Blick starrte sie auf das Wasser, sie nahm nichts mehr wahr.
    Geduldig wartete sie auf den Moment, an dem sie das Bewusstsein verlieren würde, dann wäre sie endlich frei! Sie hatte sich erhofft, der Schmerz ihrer Seele würde mit dem Blut, ihrem Leben, was dahinschwindet, ebenso weichen, doch davon spürte sie nichts. Stattdessen krampfte sich ihr Herz zusammen, sie wimmerte und schluchzte, es tat so verdammt weh!
    Tränenüberströmt erhoffte sie sich das baldige Ende, doch das Schicksal hatte wohl anderes mit ihr vor.

    Sie spürte die Präsenz der fremden Gestalt nicht, die sich mittlerweile zu ihr ans Ufer gesellt hatte. Sie wollte diesen Akt schon beschleunigen und erneut ansetzen, als ihr wie von Geisterhand das Messer aus der Hand genommen und in den Fluss geworfen wurde. Da sank es also auf den Grund, und mit ihm der Wunsch nach einem schnellen Ende. Erst als 'er' seine Hand auf ihre Wunde legte, erschrak sie und fuhr zusammen. Angsterfüllten Blickes starrte sie ihn an, ihre tränengefüllten dunklen Augen glänzten im Mondenschein.

    Sie sprach nicht, stattdessen unternahm sie den Versuch, von ihm wegzuweichen, doch er war zu schnell und zu kräftig. Er hielt ihre Hand fest, sie hatte keine Chance, von ihm loszukommen.
    'Verdammt, ich will doch nur...!' ihre Gedanken kreisten nur darum, wie sie dieser Situation entfliehen konnte, um noch ihrem Ziel näher zu kommen. Doch bevor sie zu Ende denken konnte, spürte sie schon die Wärme der Lebenskraft von ihm durch ihren Körper fliessen. "Nein!" schrie sie ihn an. "Ich will nicht! Ihr kommt zu spät! Lasst mich!" Sie zerrte vergebens an ihrem Arm und begann jämmerlich zu schluchzen.
    Sie spürte erneut, dass sie nicht den Hauch einer Chance hatte.
    Sie sackte zusammen, hemmungslos weinte sie nun vor sich hin, Blut und Tränen im Gemisch liefen in den Fluss und doch spürte sie, wie die Tiefe der Wunde nachgab, die Blutung langsam verebbte, die Haut warm unter seiner Hand zu glühen begann, bevor sie sich nun gänzlich verschloss. Sie hob mit schmerzverzerrten Gesicht ihren Kopf und schaute ihn an, ihr Gesicht, welches eigentlich hübsch anzusehen war, war der Spiegel ihrer Seele: Schmerz, Trauer, Hoffnungslosigkeit.

    Nachdem er zu ihr in einem ruhigen, fast schon väterlichen Ton gesprochen hatte, fragte sie ihn mit stockender, ängstlicher Stimme: "Wer ... seid ihr...?"
    Ihr Körper begann zu zittern, als er sich ihr vorstellte.
    Sie vernahm seine Worte wie ein Echo, nie zuvor hatte sie diesen Namen gehört, aber wie auch. Sie hielt sich die Tage zuvor stets entweder am Kräuterfeld, oder aber in ihrem Zimmer auf. Sie hatte seit langem keinen Kontakt mehr zur Aussenwelt. Die einzigen Personen, mit denen sie Kontakt hatte, aber selbst mit diesen kaum sprach, waren der Wirt und seine Tochter gewesen, ebenso wie die alte Dame, die ihre Kräuter abkaufte.

    Auf seine Frage hin, antwortete sie mit gebrochener, gedrückter Stimme: "Ni.. Nia.. Nialya.. " Sie musste mehrmals ansetzen, um ihren Namen fliessend auszusprechen, jedes Mal überkam sie eine Welle der Trauer, in der sie erneut zu wimmern begann.

    Warum kann dies nicht einfach das Ende sein? Nialya wusste weder vor noch zurück.
    Sie hatte sich aus dem Wirtshaus verabschiedet, dem Wirtshaus, dem die Gäste fortblieben, weshalb der dortige Wirt auch sehr verhalten reagierte, wenn sie ziemlich knapp, und dennoch grade noch rechtzeitig, ihr Zimmer bezahlte. Sie verabschiedete sich ebenso von der Tochter, sie hatte mit ihrem Leben bereits abgeschlossen, doch nun? Nun saß ein ihr Fremder neben ihr und hinderte sie daran. Wie sollte es jetzt weitergehen?
    Nialya war sich sicher, schlimmer könnte es nicht mehr werden.

    Also hockte sie nun stumm und starr aufs Wasser blickend neben Cloud, wartend darauf, was er als nächstes mit ihr vorhatte. Freund nannten sich schon viele, und was dann geschah, davon konnte ihre Seele zu Genüge ein paar Lieder trällern. Sie schien gleichgültig, was hatte sie auch anderes erwartet? Bisher ging alles daneben, nichts schien sie auf die Reihe zu bekommen, nichtmal der alberne versuch, Kräuter zu verkaufen, wie Arturius und DrakioN es ihr vorgeschlagen hatten. Warum also sollte ihr mickriger Versuch, ihrem Leben ein Ende zu setzen, Erfolg haben? Es würde nicht in ihren bisherigen Lebensverlauf passen. Sie hatte noch NIE Erfolg!
    Sollte sie ihm dankbar sein, dass er wenigstens dafor Sorge trägt, dass sie ihrem Lebensweg treu blieb und auf ganzer Linie eine Versagerin bleibt?

    Ihre Augen blickten leer aufs Wasser, fixierten die Wasseroberfläche, auf der sich der Mond spiegelte, während sie mit ihrer freien rechten Hand ihr schwarzes langes Haar hinters Ohr strich.
    Ein tiefer, unglücklicher Seufzer verliess ihre Lippen, das einzige Geräusch von ihr, ansonsten schwieg sie weiter....




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